In der Fotografie geht es immer darum, etwas sichbar zu machen oder auf seine Weise in Vorstellung und Interpretation ins richtige Licht zu setzen. Allzuoft haben wir dann den Gedanken: “Wow, das sieht toll aus, da muss ich ein Foto machen.” Aber dann ist es im Nachhinein nicht so, wie ich es gesehen hatte. Was ist schief gegangen?
Zugegeben, manchensmal kann man es schon Erfolg nennen überhaupt etwas beim Betrachter zu bewirken – wenn gleich es nicht das ist, was wir uns erhofft haben. Denn allzuoft werden viele Fotos einfach übersehen. Aber dafür müssen wir einmal in uns hinein horchen, was uns beeinflusst in der Interpretation dessen was wir sehen. Jede Betrachtung und Interpretation fußt auf unseren Sinnen, Emotionen oder sogar kulturellen Hintergründen. Ästhetik, Anmut oder auch negative Interpretationen liegen oft in uns bzw. dem Betrachter, statt im Foto selbst. Zudem bedienen wir uns bewusst oder auch unbewusst einer Vielzahl an Gestaltungselementen, die unsere Wahrnehmung beeinflussen. Ein paar möchte ich dir hier vorstellen. So fällt es dir vielleicht leichter Fotos, die dir gefallen ein wenig besser zu analysieren und bestenfalls auch nützliche Ideen dir zu eigen zu machen und für deine Fotos anzuwenden.
Die selektive Wahrnehmung lenkt unseren Blick
In den seltensten Fällen nehmen wir Bilder und Motive in neutraler Achtsamkeit wahr. Nehmen wir das Foto eines Baumes: Unsere Augen sehen, unser Gehirn filtert, gleicht ab, interpretiert und gibt dann eine Information über des Gesehene weiter. Aber ist das auch das Foto, wie es der Fotograf machen wollte? Was haben wir als Fotograf gesehen, was sieht der Betrachter das Foto, das wir angefertigt haben? Die selektive Wahrnehmung spielt dabei oft eine große Rolle.
“…Ein subjektiver Bildeindruck ist also nicht nur eine Funktion des Netzhautbildes, sondern immer das Ergebnis einer zentralen Verarbeitung der Reize” lese ich in einem sehr spannenden Beitrag zum Thema subjektives Bild.
Visuelle Wahrnehmungstheorien
Wenn man ein wenig über visuellen Wahrnehmungstheorien recherchiert, kommt man auf Hermann von Helmholtz. Er wird als Vater der modernen visuellen Wahrnehmungstheorie bezeichnet. Auch er führte die Wahrnehmung auf bereits vorhandene Wahrnehmungserfahrungen zurück.
Als solche Wahrnehmungserfahrungen wertete er:
- Das Licht kommt in der Regel von oben (dauerhaftes Licht, die Sonne, steht höher als der Betrachter)
- Gegenstände werden selten von unten gesehen. Die allgemeine Blickrichtung erfolgt horizontal
- Gesichter werden in aufrechter Position erkannt
- Es gibt normalerweise keine gleichen, doppelten Schattenwürfe bei Beleuchtung mit einer Lichtquelle (also der Sonne!)
- In freier Natur ist die hellste Lichtquelle stets die Sonne. Alle lichtabhängigen Wahrnehmungserfahrungen beruhen auf der Wirkung der Sonne als Lichtquelle und durch ihre Position im Raum.
- Die Sonne ist die Lichtquelle, die Lebewesen auf der Erde ihr ganzes Leben begleitet.
- Es gibt nur einen Lichtreflex auf einem Augapfel, der bei natürlicher Beleuchtung stets rund ist (wg. einer Sonne, die zudem rund ist)
Das Spiel mit Wahrnehmungserfahrungen
Mit diesen Wahrnehmungserfahrungen kann man spielen. Folgt eine Beleuchtung oder Darstellung also nicht der allgemeinen Wahrnehmungserfahrungen, wird das Foto als ungewöhnlich, manchmal sogar als „unnatürlich“ oder auch „falsch“ bezeichnet. Aber da sollte die Neugierde den Regeln überwiegen und immer viel ausprobieren. Das kann ein mal anderer Lichtreflex im Auge sein oder ein Gegenstand aus extremer Froschperspektive – und schon ist eine ganz andere Aufmerksamkeit beim Betrachter.
Lerne dein Sichtfeld kennen
Das Sichtfeld von uns ist eigentlich oval – probiere es mal aus wenn du einfach nur schaust, was du siehst durch die Augen 🙂 Und mit deiner Kamera limitierst – oder anders gesagt – wählst du aus, was du auf deinem Foto hast. Dabei bist du für alles verantwortlich, dass in deinem Foto abgebildet ist.
Die atmosphärische Perspektive – das räumliche Sehen
Es gibt einige Dinge, die unser räumliches Sehen beeinflussen und damit auch die Bildwirkung beeinflussen. Mit deinen Augen kannst du dreidimensional sehen. In der Fotografie bedienen wir uns Gestaltungsmittel, die diese atmosphärische Perspektive unterstreichen oder überhaupt erst erzeugen. Ist dein Foto zum Beispiel vorne dunkel und hinten hell, kann das oft eine räumliche Perspektive erzeugen – eine gewisse Sogwirkung zum Beispiel hinein ins Foto.
Schatten und Größen können Perspektive erzeugen
Es gibt viele weitere Gestaltungselemente, mit denen eine räumliche Perspektive erzeugt werden kann. So kann eine Verdecken oder dien Überlappung diesen räumlichen Eindruck erzeugen.
Schatten können ebenfalls den Eindruck der räumlichen Beschaffenheit von Gegenständen vermitteln. Zudem erzeugen gelernte Elemente (Menschen, Tiere, Bäume) den Eindruck räumlicher Anordnung. Das bedeutet, wenn vorne eine großes Element neben einem kleinen Element zeigt, so nimmt unser Gehirn an, dass eine Entfernung zwischen diesen Elementen vorliegt.
Hier habe ich noch mehr Inspiration in meinem Buch: Kreative Foto-Aufgaben
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Business-Fotograf | Autor | Fototrainer
Ich liebe die Fotografie und darüber zu schreiben – und das mache ich auf diesem Fotoblog seit 2015 und gelegentlich als Gastautor mit Beiträgen in c’t Fotografie, fotoforum, DigitalPHOTO. Zudem gebe ich Fotokurse, schreibe Fotografie-Ratgeber und arbeite als selbstständiger Business-Fotograf in Berlin und deutschlandweit.