High Key Fotografie und ebenso Low Key Fotografie finde ich total spannend. Das siehst du sicher auch ganz oft bei Portrait-Fotos oder auch total cleane Werbefotos. “Und wie genau geht das” habe ich mich immer gefragt. Letztens habe ich es dann solche High Key und Low Key-Fotografie einfach mal im Selbstversuch ausprobiert und dir hier 3 High Key-Tipps und 3 Low Key Foto-Tipps aufgeschrieben. Vielleicht hast du noch weitere gute Ideen oder Anleitungen?
Für mich besonders wichtig, wie immer beim fotografieren: Es geht um Licht beziehungsweise das bestimmende Licht für eine Aufnahme im Hinblick auf Farbe oder vorherrschenden Helligkeitsbereich. Und da lohnt einmal mehr der Blick auf das Histogramm. Zudem hatte ich immer die Annahme, dass es einen weißen Hintergrund braucht. Letztens habe ich gelernt: den braucht es gar nicht. Wenn du ausreichend Licht hast, dann kannst du auch und gerade aus einer grauen Wand eine tolle weiße Wand für dein Foto zaubern.
Wenn du ausreichend Licht hast, dann kannst du auch aus einer grauen Wand eine tolle weiße Wand für dein Foto zaubern.
Was meint High Key und Low Key eigentlich?
Für den Bereich Fotografie meint dies das bestimmende Licht für die Aufnahme, die vorherrschende Farbe oder der vorherrschende Helligkeitsbereich. Auf einem Blog visualpursuite habe ich letztens eine tolle historische Definition der Begriffe gelesen: “High Key und Low Key sind Begriffe aus dem frühen Film. Mangels Ton musste man andere Möglichkeiten finden Helden und Schurken klar voneinander abzugrenzen.” Dracula oder den Bösewicht also im dunkeln stehen lassen und von unten anstrahlen, den Helden eher im hellen Licht.
Ich habe hier im Selbstversuch einmal beide Rollen getestet!
High Key Fotografie lernen
1. Benutze einen ebenen, glatten hellen Hintergrund
Für dieses etwas improvisierte High Key Foto habe ich damals einen weißen Kleiderschrank als Hintergrund genutzt. Ich hatte keinen großen Lichtaufbau und so hat sich diese ebene Fläche gut geeignet, um das Licht zu reflektieren. Alles verschwindet hier im Bild in Kombination mit Licht und längerer Belichtungszeit (hier 1/60 Sekunde) schön im weißen Hintergrund. Ebenso gut eignen sich große Papierbögen oder ähnliches. Hatte ich aber nicht da 🙂
Wichtig ist, dass man dein Motiv klar erkennen kann vor dem Hintergrund. Also besonders Spaß macht es auch, wenn du mit Kontrastfarben (Kleidung in knalligen Farben oder auch mal ganz helle Kleidung) vor dem hellen, vielleicht sogar weißen Hintergrund spielst. So habe ich quasi mit dem Trick aus available Light, einer längeren Belichtungszeit und hellem Hintergrund ein improvisiertes High-Key Foto gezaubert.
Kürzlich haben wir in einem Fotokurs einen klassischen High Key Fotografie Aufbau inszeniert. Welche Kameraeinstellungen und nach welcher Anleitung sind wir vorgegangen?
Als Hintergrund hatten wir eine graue Fotowand (wie im Bild leicht noch zu sehen an den schwarzen Trägern). Zudem war im Hintergrund ein Blitz, der die Wand beleuchtet bzw. angeblitzt hat. Vor dem Model bzw. links und rechts vom Fotografen standen zwei weitere Blitze, die vom Model weg gedreht waren in Richtung der weißen Wand und das Licht indirekt reflektiert haben auf das Model hin. So ergab sich ein weiches, indirektes Licht auf dem Gesicht.
2. Offenblende für viel Licht
Ich habe in beiden Lichtsituationen mit einer Festbrennweite fotografiert. So hatte ich auf dem einen Selbstportrait eine 50mm Festbrennweite und das Objektiv hat eine Blende zwischen f/1,8-4. So kommt “nur” mit Available Light sehr viel Licht rein. Achte darauf, dass du nicht überbelichtest. Denn das meint eine High-Key Fotografie nämlich nicht.
Im zweiten Setup hatte ich meine 85mm Festbrennweite und eine Blende f 4,5.
Wichtig: wenn du mit dem Blitz arbeitest, regelst du den Lichteinfall i.d.R. über Blende, Blitzintensität und ggf. noch ISO. Beim Blitzen spielt die Belichtungszeit bzw. die Verschlusszeit keine Rolle. Viel mehr ist sie beim Blitzlicht im dunklen Studio nahezu irrelevant. Da du über die Belichtungszeit ja den Lichteinfall des Umgebungslicht regulieren würdest. Im dunklen Studio hat du ja aber kein Umgebungslicht (puh, da musste ich erstmal drüber grübeln…). Ein Stichwort ist hier die Blitzsynchronzeit. Das bedeutet, dass der handelsübliche Blitz bis zu einer kürze von einer 1/200 oder 1/250s fehlerfrei belichten kann. Wenn du eine Belichtungszeit von zum Beispiel 1/1000s einstellst, löst deine Kamera mit Blitz zwar aus, aber du entdeckst einen schwarzen Balken über dem Foto. Das Resultat ist eine nur partielle Ausleuchtung des Bildformats mit Blitzlicht. Deine Kamera hat ja einen mechanischen Verschluss und da sich mechanische Verschlüsse nicht beliebig schnell öffnen und schliessen lassen, kommt dieser hier an seine Grenzen bei einer so kurzen Belichtungszeit.
3. Das High Key Foto nicht über-überbelichten
Klar, das Histogramm sieht schon sonderbar aus bei einem High Key Foto.
Gut so, denn ich will viel Licht auf dem Sensor haben. Aber die Details wie Gesicht und insbesondere die Augen sollen klar zu sehen sein. Also nochmal: taste dich ran in der Belichtung und Blende und ISO – und nicht zu hoch belichten und vor allem nicht ausbrennen (überbelichten). Denn wenn es ausgebrannt ist, dann ist da auch keine Farbinformation mehr.
Viele Fehler in der High-Key Fotografie kann man über das Histogramm identifizieren. Dieses sollte ganz an den rechten Rand hin gedrängt sein und wenig bis keine Informationen im linken Fotorand haben. Denn ein High-Key Foto hat nun mal wenig Informationen im dunklen Farbraum.
High-Key im Available Light
Aber das klassische High-Key ist als Motividee noch spannender, wenn ich es ins Available Light übertrage. Dann brauche ich keine Blitzanlage (die ich bei Shootings auch oft nicht dabei habe). Ein paar Ideen an Motiven habe ich dir hier zusammengetragen:
Low Key Fotografie lernen
Direkt danach habe ich mit gleicher Kamera und gleicher Lichtquelle eine Low Key Aufnahme ausprobiert. Was gab es hier zu beachten für mich?
1. Benutze einen dunklen Hintergrund
In meinem Low Key Foto hatte ich im Hintergrund den dunklen Raum. Hätte ich auch einen schwarzen Schrank gehabt, wäre der möglicherweise auch geeignet gewesen 🙂 Die Belichtungszeit habe ich nun hoch geschraubt auf 1/400 Sekunde), um nur noch Licht auf mein Gesicht kommen zu lassen.
2. Eine Lichtquelle beleuchtet das Motiv
So wie ich bisher Low Key Aufnahmen verstanden habe, beleuchtet einen Lichtquelle das Motiv. Hier ist es ein Fotolicht, welches mich leicht von unten anstrahlt. Die Blende habe ich übrigens auf f/1,8 gelassen, um dem Foto den maximalen Porträt-Charakter zu geben.
3. Das Motiv nicht absaufen lassen
Alles dunkel? Das fiel mir am schwersten. Wahrscheinlich lag es am nicht ganz optimalen Licht. Es wäre vielleicht schöner gewesen mit einem Sonnenstrahl ins dunkle Zimmer oder so. Denn bei Indoor-Aufnahmen mit einer 1/400 Sekunde versinkt schnell alles in der Dunkelheit – ebenso das Hauptmotiv.
In der Nachbearbeitung habe ich beim Low Key in Lightroom zudem die Tiefen noch etwas abgesenkt und die “Klarheit” in Lightroom betont, so dass in meinem Beispiel-Foto der Hintergrund komplett schwarz wird.
Wofür sind High Key und Low Key Fotos
Ich finde diese Fotoeffekte kann ich gut nutzen, um Stimmungen dem Bild hinzu zu fügen. Mein High Key Foto hat etwas sonniges, frisches und lebendiges. Das Low Key Bild macht mich nachdenklich. Es erinnert mich an die Porträt-Fotografie Übungen beim Workshop in Zingst: Das erzählende Porträt.
Wie sind eure Erfahrungen mit High Key und Low Key Fotos? Habt ihr noch gute Ideen worauf man achten muss?
Ein spannendes Video für Low Key Fotos mit Blitz
In diesem Tutorial Video zeigt der englische YouTuber CamCrunch wie er mit einem externen Blitz ein Low Key Foto fotografiert.
Tipps und Beispiele für Low Key und High Key Fotos
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Business-Fotograf | Autor | Fototrainer
Ich liebe die Fotografie und darüber zu schreiben – und das mache ich auf diesem Fotoblog seit 2015 und gelegentlich als Gastautor mit Beiträgen in c’t Fotografie, fotoforum, DigitalPHOTO. Zudem gebe ich Fotokurse, schreibe Fotografie-Ratgeber und arbeite als selbstständiger Business-Fotograf in Berlin und deutschlandweit.
Toller Beitrage und einige interessante Tipps dabei 🙂 Vielen Dank, beste Grüße aus Fürth, Nick Freund
Hey Lars, cooles Thema, und sehr schön zusammengefasst. Die „historische Definition“ kannte ich so nicht, cool. Man kann sich echt austoben bei diesen zwei Themen.