Vor einigen Wochen habe ich diesen kleinen Sonderling das erste Mal in einer Fotozeitschrift gesehen. Was ist das denn? Die Sigma dp1 Quattro schaut aus wie ein in die breite gezogene Systemkamera mit großem Handgriff.
Letzte Woche hatte ich die Gelegenheit für einen Test der Sigma dp1 Quattro.
Hightech-Innenleben der Sigma dp1 Quattro
Wer an eine Kamera mit echtem Ausmaß gewöhnt ist, mag diese Sigma sogar als schlank empfinden. Doch fallen die Sigma Modelle nicht nur durch ihre etwas eigenartigen Formen auf, auch das Innenleben der Kamera ist etwas besonderes.
Kurz zu den technischen Eckdaten der Sigma dp1 Quattro:
CMOS-Sensor Foveon X3, 29 MP (laut Hersteller-Angabe eine 39-Megapixel-äquivalenter Auflösung), Objektiv: f/2,8/19mm, ISO: 100-6.400 und zu haben zum Preis von derzeit knapp 1.000 €.
Die SIGMA dp1 Quattro ist die neuste Generation der hochauflösenden SIGMA dp Kompaktkameras. Das Objektiv liefert eine Kleinbild-Brennweite von 28 mm und sollte mit f/2,8 auch sehr lichtstark sein. Der Fotoapparat verfügt über einen sogenannten Direktbild-Sensor. Der X3 Sensor rechnet als 3-Schichten-Sensor. Er erfasst alle Farben vertikal und nimmt für jedes einzelne Pixel den exakten Farb- und Helligkeitswert auf – verteilt auf unterschiedliche Schichten. Das soll die Auflösung gerechnet auf die drei Grundfarben extrem erhöhen. Zudem soll das Rauschverhalten optimiert werden.
Wochenendausflug aufs Land mit der Sigma dp1 Quattro
Genau erklären kann ich das nicht. Wird mir auch zu technisch. Ich muss das immer ausprobieren und habe mir so letztes Wochenende einfach mal die Kamera für eine Kameratest der Sigma dp1 Quattro geschnappt. Ich bin mit der Sigma im Gepäck zu meinen Eltern zu Besuch gefahren. Dort war Weihnachtsmarkt und das kann ja sicher ganz gute Motive liefern für farbige Bilder. Zudem habe ich meine “immer-dabei” Kamera im Gepäck – eine Fujifilm FinePix X10. Mal schauen, wie sehr die Hightech Kamera die Fuji abhängen kann. Ich habe daher einige Vergleichsbilder fotografiert. Alle Bilder sind i.d.R. klein gerechnete Jpg-Dateien der unbearbeiteten RAW Dateien. Daher kommen auch die teils sehr unterschiedlichen Farben zustande.
Selfie-Test bestanden: Die Kamera liegt gut in der Hand
Die Sigma liegt gut in der Hand. Zugegeben, sicher nicht das günstigste Model für ein Selfie, doch lädt die Form mich nun mal dazu ein. Das extreme Weitwinkel der Sigma dp1 Quattro bekommt die Aufgabe ohne große Mühe hin, sie fokussiert klar und liefert eine tolle Unschärfe im Hintergrund.
Sigma dp1 Quattro im Test auf dem Gartower Weihnachtsmarkt
Letztes Wochenende war der Gartower Weihnachtsmarkt auf dem Schlosshof. Perfekter Kulisse für die Kamera, dachte ich mir. Aber Weihnachtsmarkt bedeutet nun mal auch Abenddämmerung. Fazit: Die Farben machen Spaß. Die Kamera passt trotz Ausmaß gut in die Manteltasche. Aber sie hat schon einiges zu rechnen, bei all den Pixeln. Und das, obwohl ich doch meine schnellst Speicherkarte im Slot habe. Man sollte also etwas Geduld mitbringen für die Verarbeitung der Sensor-Schichten. Im hohen ISO Bereich zeigt die Kamera allerdings ein paar Schwächen und überzeugt mich nicht vollends. Natürlich sind ISO 800 und schummeriges Licht auch für andere Kameras eine Herausforderung, doch habe ich irgendwie ein Hauch mehr erwartet von diesem kleinen Powerpaket. Aber dann warten wir mal den Vergleich am nächsten Morgen ab …
Vergleich der Gartenzwerge
Beim morgendlichen Spaziergang habe ich versucht gleiche Ausgangsbedingungen zu schaffen. Testobjekte waren meine “immer-dabei” Fuji x10 Kamera und die Sigma dp1-Kamera. Testfeld waren Nachbars Gartenzwerge im morgendlichen Sonnenlicht.
Beide Bilder sind unbearbeitet RAW-Dateien, automatischer weißabgleich, nicht nachgeschärft oder ähnliches – lediglich als Jpg-Bilder runter gerechnet. Die Sigma Gartenzwerg-Kulisse zeigt sehr viel natürlichere Farben (wobei ich natürlich die warmen Fuji Farben auch gerne mag). Aber in der Schärfe des Gartenzwerg-Gesichtes hat Sigma klar die Nase vorn. Auch die vielen Farbnuancen auf dem Waldboden mit den unterschiedlichen Laubfarben in dunkelbraun, hellbraun, gelblich kann die Sigma toll abbilden und hängt die Fuji natürlich um längen ab. Wer wert legt auf Farbnuancen und viel Farbdetails im Bild wird mit der Sigma dp1 sicher seine helle Freude haben.
Mein Fazit zum Sigma dp1 Quattro Test
Die Sigma dp1 Quattro ist sehr stabil und kompakt verarbeitet. Sie liegt gut in der Hand und kann so auch bei langen Belichtungszeiten noch sehr ruhig gehalten werden. Natürlich hat sie dabei schon einiges an Gewicht, aber ich mag das gerne. Alle wesentlichen Funktionen sind durch die gute Aufteilung der Knöpfe schnell zu erreichen und zu verstehen, auch ohne intensivem Studium des Kamera-Handbuches. Auch verzichtet die Kamera auf zu viel Schnick-Schnack. Sie legt Wert auf Farbe! Die Kamera und der Chip liefern im niedrigen ISO Bereich detailreiche Bilder mit beeindruckendem Farbspektrum. Voraussetzung für schöne, detailreiche Bilder ist jedoch ausreichend Licht (ISO 100-200).
Da die Sigma ja mit einigem an Chip- und Sensor-Technik aufwartet, benötigt sie auch ihre Rechnerzeit. Bei Werten ab ISO 800 wird es kritisch für die Kamera. Sowohl beim Kamerastart als auch insbesondere nach dem Foto. Zudem wird der Genuss wie so oft durch Kamerahersteller-Politik gebremst. Denn wie alle Hersteller nutzt auch Sigma ein eigenes Rohdaten-Format. Hierzu kann ausschließlich die SIGMA Photo Pro 6.0.6 Software genutzt werden. Nicht, dass ich dem Adobe Imperium zu viel Aufmerksamkeit schenken will – doch habe ich einige Stunden gebraucht, um überhaupt in den Genuss der Bildbetrachtung zu kommen. Das nervt! Hoffentlich wird das in nächster Zeit behoben, so dass jeder Fotograf in seinem gewohnten Workflow mit den Bildern arbeiten kann.
Alles in allem legt Sigma mit der Sigma dp1 Quattro eine interessante Kamera für alle Freunde des großen Farbspektrums vor. Wichtig für den Einsatz ist (ausreichend) Licht – wohl in etwa eine Reduzierung auf das Wesentliche der Fotografie.
Business-Fotograf | Autor | Fototrainer
Ich liebe die Fotografie und darüber zu schreiben – und das mache ich auf diesem Fotoblog seit 2015 und gelegentlich als Gastautor mit Beiträgen in c’t Fotografie, fotoforum, DigitalPHOTO. Zudem gebe ich Fotokurse, schreibe Fotografie-Ratgeber und arbeite als selbstständiger Business-Fotograf in Berlin und deutschlandweit.