Hundefotografie Tipps - Fotos © Elke Vogelsang

Von Pfoten und Porträts: Elke Vogelsang über die Kunst der Hundefotografie

Hunde sind wundervoll einzigartige Wesen, die uns mit ihrer verspielten und lebhaften Art oft zum Lachen bringen und uns im Alltag begleiten. Und Elke Vogelsang ist mittlerweile sehr bekannt für ihre markanten Hundeporträts. Worauf es aber bei der Hundefotografie als speziellen Disziplin der Tierfotografie ankommt, warum sie bei einem Hundefotoshooting gerne eine Hand frei hat und welche Ausrüstung, Kameraeinstellung und Equipment sie nutzt – darüber spreche ich mit der renommierten Hundefotografien Elke Vogelsang.

Liebe Elke, Du bist mittlerweile sehr bekannt und gefragt im Bereich Hundefotografie und Haustierfotografie. Aber wie bist Du zur Fotografie – und im Speziellen zur Hundefotografie – gekommen?

Zur Fotografie kam ich als Ausgleich zu einer sehr stressigen Zeit. Ich habe schon immer gerne fotografiert, aber zu Analogzeiten immer nur sporadisch. Mit dem ersten Hund (Noodles), den ich 2007 bekam, hatte ich ein Motiv, das mich faszinierte und dem ich mit meinen Bildern gerecht werden wollte. 2008 nahmen mein Mann und ich meine demenzkranke Schwiegermutter bei uns auf. 

Sie war eine entzückende Frau, aber die Demenz war eine Herausforderung für alle Beteiligten. Auch andere Familienangehörige, die Hilfe benötigten, hielten uns gut auf Trab.

Als Ausgleich zu dieser stressigen Zeit hatte ich als Neujahrsvorhaben beschlossen, ab dem 01.01.2010 ein Ein-Bild-pro-Tag-Projekt zu starten. Ich wollte also jeden Tag fotografieren und mein Favoritenbild im Internet zeigen. Zum einen wollte ich meine Fotografie damit verbessern, aber auch einen kreativen Ausgleich haben. 

An Weihnachten jedoch fand ich meinen Mann bewusstlos im Badezimmer vor. Die Diagnose war eine massive Hirnblutung aufgrund eines rupturierten Aneurysmas.

Elke Vogelsangs Hundefoto auf dem des "The Sunday Times Magazine" (Foto: Elke Vogelsang, Quelle: The Sunday Time)
Elke Vogelsangs Hundefoto auf dem des “The Sunday Times Magazine” (Foto: Elke Vogelsang, Quelle: The Sunday Time)

Da meine einzige Freizeit darin bestand, die Hunde täglich spazieren zu führen, hatte ich meine Kamera mit. So waren die Hunde häufig das Motiv. Damals waren die Bilder grau und melancholisch. Neben Krankenhaus und Verpflichtungen mit Schwiegermutter zuhause und kranker Mutter auf dem Dorf  waren die Hunde und die Fotografie für mich ein kleines bisschen “Zeit für mich”.

Wir hatten insgesamt großes Glück, denn mein Mann bewies eine unglaubliche Widerstandsfähigkeit. Er war nach einem halben Jahr wieder gesund und munter zuhause, auch sein Gedächtnis war zurück. Aber ich fotografierte weiter, denn auch der Stress ging weiter.

Da ich häufig meine Hunde und auch die Hunde von Freunden und Tierheimhunde, die ein Zuhause suchten, vor meiner Kamera hatte, fragten immer mehr Menschen, ob ich auch ihren Hund fotografieren könnte. So beschloss ich im Mai 2011 mein Leben interessanter zu gestalten und ein Gewerbe als Fotografin anzumelden. Es begann recht schleppend, aber ich hatte die nötige Motivation und Freude am Fotografieren, um immer weiter zu fotografieren, weiterhin täglich. 

Seit einiger Zeit arbeite ich nunmehr hauptberuflich als Fotografin. Mit vielen Dutzend Veröffentlichungen weltweit, darunter mehr als 30 Coverfotos für Magazine (z. B. The Sunday Times Magazine), zwei Buchveröffentlichungen (Nice Nosing You – for the love of life, dogs and photography, Hardie Grant, London, 2015, und „Workshop Hundefotografie“, 2020 im Humboldt-Verlag), einem Kalender unter meinem Namen mit dem renommierten Ackermann-Verlag (nunmehr acht Jahre in Folge), kann ich mittlerweile sagen, dass viele große Träume in Erfüllung gegangen sind, und sich hoffentlich auch weiterhin erfüllen.

Einen weiteren Traum erfülle ich mir, indem ich Vorträge über Fotografie im In- und Ausland halte und damit auch das Reisen mit meiner Fotografie verbinden kann. So hatte all das Unglück letztendlich wieder etwas Gutes.

Welche Tiere leben unter Deinem Dach?

Silhouettes: 
"Klar sind meine eigenen drei Modelle meine Lieblinge. Hier eine Collage aus drei Bildern."
Foto/Copyright: Elke Vogelsang/Hundefotografie
Silhouettes:
Klar sind meine eigenen drei Modelle meine Lieblinge. Hier eine Collage aus drei Bildern.
Foto/Copyright: Elke Vogelsang

Zwei spanische Mischlinge nennen mich ihr Eigen. Da ist zum einen Scout, eine mittlerweile 14,5 Jahre alte Galgo-Español-Hündin, und Loli, ein fast 12jähriger Mischling aus allem, was an dem Nachmittag auf der Promenade war.

Im Herzen dabei ist immer unser erster Hund, Noodles. Sie hat uns fast 15 Jahre begleitet. Sie war ebenfalls ein Galgo-Español-Mischling aus Spanien. Sie liebte alles und jeden und war das lustigste Tier, das rumlief. Sie war auch ein Grund, warum ich meine Fotografie verbessern wollte. Ihre charmante und urige Art musste einfach in Bildern festgehalten werden. 

Kannst Du Dich noch an das erste gute Hundefoto erinnern, das Du fotografiert hast?

Harbor Reflections: 
"Eines meiner Lieblingsbilder, weil es auch sowas wie einen Bildaufbau hat."
Foto/Copyright: Elke Vogelsang/Hundefotografie
Harbor Reflections:
Eines meiner Lieblingsbilder, weil es auch sowas wie einen Bildaufbau hat.
Foto/Copyright: Elke Vogelsang

Das war ein Bild, das ich am Hafen gemacht habe, inmitten von Beton. Meine Hündin Scout lief durch Pfützen auf Beton. Es ergab sich eine tolle Spiegelung. Die Eleganz von Scout tat ihr Übriges. Das ist ein sehr altes Bild, das auch heute noch eines meiner Lieblingsfotos ist. 

Das Internet ist voll von Hunde- und Katzenfotos. Was unterscheidet einen Schnappschuss von einem guten Hundefoto?

January at the window: 
"Dieses ist eines der Bilder, die ich eher für mich mache. Man sieht, ich mag es melancholisch, düster, grobkörnig. Das ist dann nicht kommerziell und freut mich aber besonders, dass es für ein Cover eine britischen Schwarzweißzeitschrift ausgewählt wurde. Häufig ist man unsicher, wenn man seine Bilder der Welt präsentiert. Man fragt sich viel zu oft, ob es gut ankommt. Klar, klicks auf Instagram sind schon fast ein Zwang. Man muss dafür sorgen, dass man auch immer ein bisschen von dem macht, was einem selber gefällt."
Foto/Copyright: Elke Vogelsang/Hundefotografin
January at the window:
“Dieses ist eines der Bilder, die ich eher für mich mache. Man sieht, ich mag es melancholisch, düster, grobkörnig. Das ist dann nicht kommerziell und freut mich aber besonders, dass es für ein Cover eine britischen Schwarzweißzeitschrift ausgewählt wurde. Häufig ist man unsicher, wenn man seine Bilder der Welt präsentiert. Man fragt sich viel zu oft, ob es gut ankommt. Klar, klicks auf Instagram sind schon fast ein Zwang. Man muss dafür sorgen, dass man auch immer ein bisschen von dem macht, was einem selber gefällt.”
Foto/Copyright: Elke Vogelsang

Emotionen, Stimmungen, Charakter. Zudem sollten Belichtung, Schärfe und Kulisse stimmig sein und positiv zum Gesamteindruck beitragen. Das Tier und seine Persönlichkeit sind für mich am wichtigsten. Da ist erst einmal die Ausrüstung fast egal. Es sollte nichts von der Aussage des Bildes ablenken. Der Hauptdarsteller sollte das Tier sein. Wenn der Betrachter einen Bezug zum Tier aufbaut und das Tier nicht nur hübsches Beiwerk ist. Licht und Schärfe sollten auch hinhauen, obwohl stimmungsvolle Bilder auch durch Unterbelichtung, Unschärfe und andere Elemente erreicht werden können, die vielleicht mancher als „Fehler“ ansieht. Ich freue mich über die unendlich vielen Möglichkeiten, ein Bild auf Sensor zu bannen.

Wir sind ja Verlagskolleg:innen im Humboldt-Verlag, es gibt Kalender mit Deinen Hundefotos, Du bist eine gefragte Werbefotografin für Hundefotos.
Was macht Deine Hundefotografie besonders?

Da müsstest du vielleicht andere fragen. Zur Spezialisierung in der Studiofotografie bin ich eher durch Zufall gekommen. Ich habe sehr gerne im Freien fotografiert. Studiofotografie mit Tieren empfand ich als langweilig. 

Aber da ich alles ausprobieren wollte, hab ich auch Studiofotos gemacht. Da ich mir hier eher gelangweilte Hunde auf Pappen vorstellte, wollte ich etwas erreichen, dass ich ein wenig interessanter fand. Das waren urige, lustige Gesichter, die vermenschlicht betrachtet das volle Repertoire an Gefühlen zeigen. Als meine Bilder begannen, ein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen – das ging so etwa 2013 los – habe ich Artikel für Webseiten und Magazine geschrieben und meine Bilder wurden immer häufiger auf Webseiten gezeigt. 

Workshop Hundefotografie: Die geheimen Profi-Tricks verständlich erklärt
Wie mache ich gestochen scharfe und gut belichtete Fotos meines Hundes? Wie gelingen emotionale Bilder, die den Charakter meines Vierbeiners wiedergeben? Wie schaffe ich es, Bilder zu bekommen, die Energie und Lebensfreude ausstrahlen? Diese und viele weitere Fragen beantwortet dir die erfahrene Hundefotografin Elke Vogelsang in diesem Ratgeber – absolut verständlich, mit leicht umsetzbaren Ideen und Anleitungen.

Eines Tages bekam ich wieder eine Anfrage, ob man meine Bilder zeigen könnte. Ich war im Urlaub, sagte zu und gab an, dass sie sich bitte die Bilder selber aussuchen sollten. Man entschied sich ausschließlich für meine Studiofotos. Was ich nicht wusste, war, dass diese Website gigantisch viele Follower hatte. So gingen meine Studiofotos viral. Über Wochen waren sie überall zu sehen, nicht nur auf Webseiten aller Art, auch in Zeitschriften, Tageszeitungen und im Fernsehen. Plötzlich war ich also als diejenige bekannt, die lustige Hundegesichter im Studio zeigt. Da ich sehr an Spezialisierung glaube, wenn man in der Fotografie weiterkommen möchte, hab ich das letztendlich akzeptiert und freu mich auch heute noch, selbst dem stursten Tier zu versuchen, einen interessante Ausdruck zu entlocken.

Wir haben bei uns in der Familie eine kleine Hündin. Irgendwie gelingt es mir nie wirklich gute Fotos zu machen. Wie mache ich schöne Fotos von meinem Hund?

Hundefotografie - Devotion: 
"Ein bisschen Mensch darf dann auch mal zu sehen sein."
Foto/Copyright: Elke Vogelsang
Devotion:
“Ein bisschen Mensch darf dann auch mal zu sehen sein.”
Foto/Copyright: Elke Vogelsang

Zum einen kann man versuchen, den Alltag des Hundes durch ungestellte Hundefotografie-Bilder darzustellen. Auch dann muss man schnell auf Situationen reagieren können. Man sollte sich im Vorfeld Gedanken machen, was macht mein Hund besonders Niedliches, wann und wo und wie kann ich vorher dafür sorgen, dass hier die Bedingungen für Bilder gut sind.

Sollen es Bilder werden, bei denen der Hund mit der Kamera interagiert, also Portraits mit Kamerablick, usw. ist es das A und O dafür zu sorgen, dass der Hund das gerne tut. Belohnung, Spiel und Spaß sind also enorm wichtig. Es sollte keine Trainingsstunde werden, sondern eine Bindung aufbauende Beschäftigung mit viel Spaß. 

Grundgehorsam sind dann dennoch enorm von Vorteil, damit der Hund nicht sofort auf dem Schoß sitzt, wenn man die leckere Fleischwurst rausholt. Die Kamera sollte ich blind bedienen können, um den Hund nicht zu langweilen, weil ich zu oft und zu lange mich mit der Ausrüstung beschäftige.

Für mich sind es besonders die energiereichen, aufgeweckten und zuweilen auch mal unbändigen Hunde, die für besonders ausdrucksstarke Bilder sorgen. Dann können sie auch gerne etwas unerzogen sein. Im Studio ist dies einfacher, denn hier gibt es nicht so viel Ablenkung wie in der freien Natur. Einen solchen Hund sollte man bei Naturaufnahmen dann eher in gesicherten Gebieten oder an der Leine gesichert fotografieren,  damit es möglichst entspannt zugehen kann und keiner zu Schaden kommt.

Schwieriger finde ich es manchmal, sehr ruhige Hunde zu fotografieren, die vielleicht schon etwas älter, gesetzter oder krank sind oder aufgrund der Rasse eher die Zusammenarbeit mit dem Menschen unspektakulär finden können. Da muss man schon tiefer in die Trickkiste greifen, um den Hund zu einem interessierten Gesichtsausdruck zu animieren. Zu Letzteren gehören zum Beispiel die großen Hüter, wie Kangal, Kuvasz oder Berner-Sennen-Hund. Diese gehören für mich auch irgendwie eher in die freie Natur als ins Studio. Dort kann man das Licht, die Natur, die Szenerie, ihre Arbeit, usw. für sich sprechen lassen.

Jedes Foto Genre hat seine eigenen Regeln. Welche Kamera-Einstellungen helfen mir bei der Hundefotografie?

Hundefotografie Tipps - Nose Cam: 
"Albern und verzerrt find ich immer gut."
Foto/Copyright: Elke Vogelsang/Hundefotografie
Nose Cam:
“Albern und verzerrt find ich immer gut.”
Foto/Copyright: Elke Vogelsang

Draußen fotografiere ich gerne mit Offenblende, um den Hintergrund unscharf zu gestalten und so den Hund herauszustellen. Im Studio nutze ich zumeist eine kleine Blende, um möglichst viel vom Hund scharf zu bekommen.

Während ich im Studio zumeist das Fujinon 16-55mm nehme, um bei etwa 16mm verschrobene, urige Gesichter und mit etwa 55mm eher elegantere Portraits zu schießen, bin ich draußen viel mit Teleobjektiv unterwegs, um auch mal auf Distanz die Situationen und Action einzufangen. Hier ist das Fujinon 90mm f/2 mein Lieblingsobjektiv. Aber auch mit der Festbrennweite Fujinon 16mm f/1.4 fotografiere ich gerne auch draußen ein paar lustigere Portraits.

Auch wenn man für gewöhnlich den Kehrwert der Brennweite sicher halten sollte, ohne zu Verwackeln, nutze ich bei Hunden auch bei Portraits eine minimale Verschlusszeit von 1/400s. Wir haben ein Motiv, das lebendig ist und so mancher Jungspund bewegt sich, auch wenn er brav für ein Portrait sitzen sollte, gerne mal aufgeregt hin und her. In Verbindung mit dem kontinuierlichen Autofokus gehe ich hier sicher, dass Portraits scharf sind, egal wie aufgeregt der Hund ist.

Bei Bewegungsaufnahmen nehme ich eine Verschlusszeit von mindestens 1/1000s, um auch den schnellsten Hund in der Bewegung einzufrieren.

Wie bekomme ich so eine Wirbelwind scharf?

Ursachen für ein unscharfes Bild gibt es diverse: Bewegungsunschärfe, Verwackeln und Fehlfokussierung. Bei der Bewegungsunschärfe hat sich unser Motiv bewegt. Beim Verwackeln haben wir die Kamera bewegt, und bei der Fehlfokussierung liegt der Fokus nicht dort, wo wir ihn haben wollen.

Um zu verhindern, dass eine Unschärfe durch die Bewegung des Tieres auftritt, wählst du eine Verschlusszeit, die kurz genug ist, um die Bewegung „einzufrieren“. Bei rennenden Hunden ist eine Verschlusszeit von mindestens 1/1000 s ratsam. Bewegt sich der Hund nur langsam, können auch langsamere Verschlusszeiten die Bewegung einfrieren.

Wähle den Serienbildmodus, wobei es jedoch nicht sinnvoll ist, die volle Anzahl an Bildern pro Sekunde, die deine Kamera bietet, zu nutzen. Wähle eher etwas um die 3 bis 5 Bilder pro Sekunde bei einem laufenden Hund. So lernt man selber auch ein wenig mehr darauf zu achten, scharfe Bilder zu produzieren statt einfach nur so viele wie möglich in der Hoffnung, eines davon ist scharf.

Du benötigst den kontinuierlichen Autofokus. Der Tieraugensensor, den Fujifilm mit der X-H2 auch bietet, ist natürlich eine große Bereicherung. Verfügt deine Kamera nicht darüber, wähle das AF-Einzelfeld und versuche das Feld so gut es geht auf dem Auge des Tieres zu halten. Da ein Verwackeln bei den schnellen Verschlusszeiten kein Problem mehr darstellen sollte, ist der Bildstabilisator nicht notwendig und kann eher hinderlich sein. Schalte diesen ab, falls er vorhanden sein sollte.

Natürlich kommt es auf die Szene an, aber welches Objektiv eignet sich deiner Meinung nach besonders gut für die Hundefotografie?

Im Studio benutze ich bei meiner Hundefotografie fast ausschließlich das Fujinon 16-55mm f/2.8, da es für mich auf dem eher eingeschränkteren Raum alles abdeckt, was ich brauche.

Ich liebe Festbrennweiten und ihre Lichtstärke für Bilder draußen. Sie bieten auch bei Offenblende eine Knackeschärfe und sind handlicher als so manch Zoom-Objektiv. Meine Liebingsfestbrennweiten sind das Fujinon 16mm f/1.4 und das Fujinon 90mm f/2.

Möchte ich jedoch so flexibel wie möglich aufgestellt sein, packe ich meine beiden Zooms, das Fujinon 16-55mm f/2.8 und das Fujinon 50-140mm f/2.8 ein. Die sind Brut- und Butterlinsen, die für alle Einsatzzwecke dienen.

Hundehalter können manchmal auch speziell sein. Ich darf das sagen, da ich ja mittlerweile auch einer bin. Spielt die Beziehung zwischen Tier und Besitzer in Deine Fotos auch eine Rolle?

Die Besitzer selber sind selten bis gar nicht in meinen Bildern zu sehen. Und mein Modell muss sich während des Shootings eigentlich nur für mich und meine „Lockmittel“ interessieren. Da spiele ich auch gerne mit Vermenschlichung und zeige auch gerne Bilder, in denen der Hund schockiert wirken kann. Das ist dann ein Bruchteil einer Sekunde gewesen, in der der Hund vielleicht von einem vorbeifliegenden Leckerlie wieder zurückschaut zu mir. So kann das Bild auch mal einen völlig anders interpretierten Charakter zeigen als der Hund eigentlich hat.

Aber natürlich ist der Umgang mit dem Hund und sein Vertrauen für mich super wichtig.

Im Studio oder draußen – wo fotografierst du Hundefotos am liebsten?

Zur Studiofotografie bin ich ja eher unfreiwillig gekommen, obwohl ich sie mittlerweile liebe. Aber ich bin auch liebend gerne draußen unterwegs. Da ich mich nach all den Jahren im Studio derzeit selber ein wenig langweile, möchte ich auch wieder sehr viel mehr draußen und „on Location“ machen. Schön ist ja, dass wir ein Modell haben, das wir fast überall hin mitnehmen können.

Ich hatte mal eine Workshop bei Walter Schels mitgemacht, der ja auch die Reihe “Die Seele der Tiere” fotografiert hat. Hast Du Vorbilder in der Hundefotografie oder allgemein der Tierfotografie als Du gestartet bist?

Hundefotografie Tipps und Tricks - Foto Elke Vogelsang
Anybody in?:
“Kamerablicke sind immer wichtig.”
Foto/Copyright: Elke Vogelsang

Ich bin, wie viele Tierfotografen, ein Fan von Tim Flach. Auf der Photokina hab ich ihn vor ein paar Jahren getroffen und kann sagen, dass er auch noch menschlich ziemlich in Ordnung ist. Seine Studiobilder stechen überall heraus durch Aufbau, technische Perfektion und einzigartige Motive.

Technische Perfektion strebe ich selber nicht zwingend an. Ich bin sehr auf die kommerziell wirkenden Studiobilder ausgelegt. Aber insgeheim liebe ich das Unperfekte. Da schaue ich mir sehr gerne Portraits von Menschen an. Aber einen konkreten Namen kann ich da gar nicht nennen.

Welche Rolle spielt das Equipment (Kamera, Objektive, Stativ, Filter …) in Deiner Fotografie?

Ich fotografiere mit Fujifilm-Kameras. Meine derzeitige Kamera der Wahl ist die Fujifilm X-T4, obwohl ich sehr bald die X-H2s einziehen lassen werde.

Ich bevorzuge das spiegellose System, weil es ein wenig Größe und Gewicht einspart, was sehr vorteilhaft ist, wenn man in einer Hand immer irgendeinen Motivator (Quietschie, Leckerlie oder Spielzeug) für das Tier hält. Mein Lieblingsobjektiv im Studio ist eigentlich fast ausschließlich das Fujinon 16-55mm f/2.8, weil ich bei 16mm verzerrte, lustige Aufnahmen und bei längerer Brennweite elegantere Portraits machen kann.

Im Freien schwöre ich persönlich sehr auf Festbrennweiten. Meine absolute Lieblingsbrennweite für elegante Portraits und auch Bewegungsaufnahmen ist das Fujinon 90mm mit f/2. Umgebungsportraits mache ich dann gerne etwas weitwinkliger mit dem Fujinon 16mm f/1.4 zum Beispiel.

Mein Blitz im Studio ist ein günstiger, der aber die sogenannte High-Speed-Synchronisation ermöglicht. Damit kann ich auch mit schnellen Verschlusszeiten fotografieren, was bei Tieren von  Vorteil ist.

Spielt der Zufall bei Deinen Arbeiten mit Tieren eine große Rolle – oder ist vieles geplant?

Letztendlich kann man mit Tieren nicht allzu viel planen. Insbesondere die Gesichtsausdrücke finden in Bruchteilen von Sekunden statt und sind zumeist Zufallsprodukt. Ich habe einige Tricks, um die Aufmerksamkeit des Hundes zu bekommen und dafür zu sorgen, dass er motiviert bei der Sache ist. Aber bei jedem Tier muss ich mich auch wieder auf neue Verhaltensweisen und Situationen einstellen. Sie haben alle ihren ganz eigenen Charakter.

Ein Hund, der Tricks kann, ist natürlich hier und da von Vorteil. Aber ich arbeite meistens einfach mit dem, was sie mir bieten.

Meine eigenen Hunde sind große Poser und können auch länger für ein Motiv Modell stehen. Da hab ich schonmal die Chance, auch komplexere Bildideen umzusetzen. 

Arbeitest Du viel mit Requisiten?

Hundefotografie in Schwarzweiss - Foto Elke Vogelsang
The Pirate:
“Ich liebe Schwarzweißportraits und dieses ist einer meiner Lieblinge. Meine gerademal 9 Monate alter Rüde schaut so herrlich unbeeindruckt. Er hat nur ein Auge, somit stört ihn gar nicht, dass das „fehlende“ Auge abgedeckt ist.”
Foto/Copyright: Elke Vogelsang

Ein kleines bisschen Vermenschlichung mag ich schon sehr gerne. Hunde sind sehr gutmütig und die meisten machen für Leckerlies jeden Spaß mit. Daher nutze ich gerne für einige Bilder Requisiten. Außerdem gestaltet es die von mir recht einfach gehaltenen Portraits im Studio ein wenig abwechslungsreicher. Tütüs wird man bei mir wohl nicht so schnell sehen, aber Fliegen, Mützen und Schals habe ich hier immer liegen, um zu schauen, was mein Modell dazu sagt.

Welche Rolle spielt die Bearbeitung und womit bearbeitest Du Deine Fotos im Nachhinein?

Ich bin ein großer Fan von Adobe. In der Vergangenheit hab ich auch schon andere Bearbeitungsprogramme ausprobiert, bin aber immer zu Adobe Lightroom und Photoshop zurückgekehrt. Da ich im Studio, ehrlich gesagt, ein wenig unsauber fotografiere, muss ich im Nachhinein häufig den Hintergrund in der Bearbeitung ausbessern. Mir ist lieber, das Tier fühlt sich mit nicht zu viel Equipment (also mit nur einem Blitz) wohler, als dass ich Zeit am Rechner spare. Zudem gehört es für mich dazu, dass ich dem Hund nicht ständig im Gesicht rumwische, sondern Sabber, loses Fell, usw. später bearbeite. Gut, auch ich habe keine Lust, Stunden am Rechner zu sitzen, und probiere das Bild in der Kamera so sauber und „fertig“ wie möglich zu haben.

Für meine eigenen Projekte gar versuche ich gänzlich ohne Bildbearbeitung auszukommen. Ich liebe Schwarzweißfotografie und fotografiere sehr gerne mit den Einstellungen in der Kamera, sodass eine fertige JPG-Datei aus der Kamera kommt. Das ist jedoch kein Mantra, sondern eine Art Übung und eben der Versuch, Zeit bei der Bearbeitung zu sparen, die ich dann in den Prozess des Fotografierens selber stecken kann. Nach dem Motto: Mehr schauen, weniger korrigieren.

Jedes Tier hat seine ganz eigene Persönlichkeit und jedes braucht somit auch eine eigene Herangehensweise, was die Motivation angeht. Der energiegeladene Terrier ist durch Bewegung genau in seinem Element und vergisst vielleicht dadurch eine Unsicherheit, während der schüchterne Tierschutzwindhund sehr viel Ruhe und Unaufgeregtheit brauchen kann. Es ist wichtig, dies zu erkennen, das Tier so anzuleiten, dass es freudig und freiwillig mitmacht. Geduld spielt eine große Rolle und auch, dass man nicht gleich aufgibt, wenn es ein wenig anstrengender sein kann. Manch hyperaktive Hund, der einem zunächst jeden Nerv raubt, kann vielleicht zu den wunderbarsten Bildern führen aufgrund seiner Ausstrahlung. Aber man muss auch hier und da einsehen, dass vielleicht die ein oder andere Bildidee mit diesem einen Charakter nicht zu machen ist. Kurz gesagt: Es ist das A und O auf den Charakter des Tieres einzugehen.

Im Hinblick auf das Fotografieren lernen: Was hättest Du gerne früher gewusst?

Dass es sehr viel wichtiger ist, dass etwas fertig wird. Es muss nicht perfekt sein.

Hast Du Fotos, auf die Du besonders stolz bist?

„Stolz“ weiß ich nicht. Aber ich hab sie in meinem Portfolio, wenn sie mir auch über längere Zeit noch gefallen. 🙂

Hundefotografie Tipps: Nice Nosing You - 
"Mit dieser Reihe an Nahaufnahmen von Hunden beim Schnappen, Kauen, Lecken fing alles an. Es war eine Serie, die ein bisschen anders war als die damals üblichen Studioportraits." 
Foto/Copyright: Elke Vogelsang
Nice Nosing You:
Mit dieser Reihe an Nahaufnahmen von Hunden beim Schnappen, Kauen, Lecken fing alles an. Es war eine Serie, die ein bisschen anders war als die damals üblichen Studioportraits.
Foto/Copyright: Elke Vogelsang
Hundefotografie Tipps - 
Foto/Copyright: Hundefotografin Elke Vogelsang
At the Race:
“Wie gesagt, ich liebe Schwarzweißbilder.”
Foto/Copyright: Elke Vogelsang
Hundefotografie Tipps und Tricks - mit Elke Vogelsang (Foto: Elke Vogelsang)
At the Dentist:
Es sind Bruchteile von Sekunden, die den auf den Sensor gebannten Gesichtsausdruck entscheiden. Planen kann man das nicht.”
Foto/Copyright: Elke Vogelsang

Was sind Deine nächsten Herausforderungen in der Fotografie, auf die Du dich besonders freust?

Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist das Fotografieren mit Reisen zu verbinden. So freue ich mich sehr, dass ich im September in Las Vegas auf der Shutterhound Conference Vorträge halten werde.

Zudem poliere ich fleißig mein Spanisch auf, da es nächstes Jahr mit Workshops und Vorträgen nach Spanien gehen soll. So kann ich meine Leidenschaften: Sprachen, Reisen, Fotografieren miteinander verbinden.

Und ein ganz besonderes Projekt hab ich auch derzeit mit Hochtour am Laufen. Ich stelle einen Bildband zusammen. Daumen gedrückt, dass er bei meinem Verlag gut ankommt.

Welche Rolle spielt der Blitz und wie reagieren die Tiere darauf.

Ich fotografiere viel im Studio, zumeist mit Blitz. Die allermeisten Tiere reagieren gar nicht drauf. Selbst Pferde kann man mit Ruhe an diese Situation heranführen und sie scheuen nicht. 

Findet ein Hund den Blitz gruselig, ist es zumeist eher das Auslösegeräusch als das Licht selber. Für alle Fälle schalte ich sämtliche Tonsignale ab. Zudem hab ich immer Dauerlicht separat an, damit das Tier nicht während der Aufladedauer im Dunkel steht. Sind zwar nur Bruchteile von Sekunden, aber dennoch hilft Dauerlicht sehr, um den Einfluss des Blitzlichtes auf die Situation abzuschwächen. Da ich mit einem Blitz fotografiere, der High-Speed-Synchronisation bietet, ist das externe Dauerlicht kein Problem.

Für sehr ängstliche Tiere kann die gesamte Studiosituation eventuell zu aufregend sein. Angsthunde zum Beispiel fotografiere ich dann eher draußen, in einem eingezäunten Gelände. So kann ich Abstand halten und der Hund sich in einem natürlicheren Gebiet bewegen.

Lieben Dank für das tolle Gespräch, liebe Elke.

Sehr gerne.

Alle Fotos © Elke Vogelsang.

Hier findet ihr die Bücher und Kalender von Elke Vogelsang

Hier findet ihr Hundefotografin Elke Vogelsang:

Website: https://elkevogelsang.com

Instagram: https://www.instagram.com/wieselblitz/

FB: https://www.facebook.com/elke.vogelsang/

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