Eventfotografie für Einsteiger: Dein Ratgeber für echte Momente – ohne Profi-Ausrüstung

Eventfotografie bedeutet, die Atmosphäre eines Ereignisses in Bildern festzuhalten – Menschen, Momente und die Stimmung eines Abends so einzufangen, dass sie auch später noch spürbar bleiben.

Viele Events haben eben jene großartige Stimmung – aber oft niemanden, der sie wirklich festhält. Am Ende bleiben ein paar zufällige Handyfotos übrig, die mehr zeigen, dass etwas stattgefunden hat, als wie es sich angefühlt hat.

Vielleicht kennst du das. Du bist auf einer Feier, hast deine Kamera oder dein Handy dabei – und merkst später, dass die Bilder zwar „okay“ sind, aber nicht das wiedergeben, was du erlebt hast.

Genau hier beginnt Eventfotografie. Nicht als Profidisziplin. Sondern als eine ruhige, neugierige Art zu schauen. Und als Möglichkeit, Menschen etwas zu schenken, das bleibt.

Ich möchte dir einen Einstieg geben, damit dein erstes oder nächstes Eventfoto wundervoll wird.


1. Was macht Eventfotografie eigentlich aus?

Eventfotografie - die Stimmung einer Veranstaltung einfangen

Eventfotografie heißt: Du hältst fest, was ein Ereignis besonders macht – Menschen, Emotionen, Details, Atmosphäre.

Es geht weniger um das eine „perfekte“ Foto, sondern um eine Geschichte:
Wer war da? Wie hat es sich angefühlt? Was ist passiert?

Typische Elemente:

  • Menschen im miteinander (Begrüßung, Lachen, Gespräche, Umarmungen)
  • Kleine Details (Deko, Hände, Gläser, Namensschilder)
  • Übersichtsbilder, die Raum und Stimmung zeigen
  • Einzelporträts oder kleine Gruppen
Eventfotografie draußen
Eventfotografie

Wenn du so fotografierst, schenkst du den Menschen etwas, das länger hält als der Abend selbst. Eventfotografie ist also kein Technikrennen. Sondern Beobachtung – und ein Gespür dafür, was einen Moment besonders macht.

Und aus meiner Erfahrung heraus ist das häufig einfach meine Lieblingskamera, die Menschen beobachten, lächeln und quasi unsichtbar durch die Menge schweben. Und die Augen überall – kommt der Ehrengast, ist die kleine Szene dort hinten wichtig, fällt das Licht geade wundervoll auf den Redner – all das mag ich sehr an der Eventfotografie.


2. Wie du als Hobbyfotograf:in gut einsteigen kannst

Vielleicht denkst du: „Ich bin doch kein Profi. Darf ich das überhaupt?“
Kurze Antwort: Ja. Events sind ein guter Lernraum – wenn du ein paar Dinge beachtest. Stand heute hab ich zwar schon unzählige Events – von Messen über Workshops bis hin zu Hochzeiten fotografiert, aber auch ich habe einmal angefangen und mein erstes Event vor mir gehabt.

Was du unbedingt in der Eventfotografie mitbringen solltest:

  • Neugier auf Menschen
  • Lust, dich zu bewegen und zu beobachten
  • Bereitschaft, dich ein bisschen vorzubereiten
  • Eine Kamera, die du verstehst (egal ob groß oder klein)

Du musst keine Studiofotografie können. Wichtig ist, dass du dein Werkzeug halbwegs im Griff hast – und während des Events nicht permanent im Menü suchst.


3. Welche Kamera passt zu dir?

Packen für deine Fototour oder den Fotoauftrag

Es gibt nicht „die eine“ Eventkamera. Es gibt nur die Kamera, mit der du sicher genug bist, um dich auf das Geschehen zu konzentrieren.

3.1 DSLR oder spiegellose Kamera (DSLM)

Wenn du schon eine größere Kamera mit Wechselobjektiven hast, bist du gut gerüstet.

Stärken:

  • Gute Bildqualität, besonders bei wenig Licht
  • Wechselobjektive für verschiedene Situationen
  • Schneller Autofokus und kurze Auslöseverzögerung

Sinnvolle Kombination für den Einstieg:

  • Ein lichtstarkes Festbrennweiten-Objektiv (z. B. 35 mm oder 50 mm, Blende 1.8 oder 2.0)
  • Oder ein Zoom wie 24–70 mm (Blende 2.8, wenn möglich)

Damit deckst du die meisten Situationen bei Feiern, Firmen-Events oder kleineren Konzerten ab.

3.2 Kompaktkamera

Eine gute Kompaktkamera ist oft unterschätzt.

Sie ist spannend für dich, wenn:

  • du wenig tragen möchtest,
  • du nicht immer Objektive wechseln willst,
  • du trotzdem mehr Kontrolle als beim reinen Automatik-Handy suchst.

Achte auf:

  • einen halbmanuellen Modus (Zeit- oder Blendenpriorität),
  • ordentliche Leistung bei höherem ISO,
  • einen Brennweitenbereich, der sowohl Nähe als auch Übersicht erlaubt (z. B. 24–70 mm oder 24–105 mm KB-äquivalent).

3.3 Smartphone

Wenn du „nur“ ein Smartphone zum fotografieren hast, ist das kein Hinderungsgrund.

Mit ein bisschen Bewusstsein für Licht und Perspektive kannst du damit sehr viel rausholen:

  • Nutze den Porträtmodus bewusst – vor allem für ruhige Szenen, nicht bei stark bewegten Motiven.
  • Geh lieber näher ran, statt stark zu zoomen (digitaler Zoom frisst Qualität).
  • Achte besonders auf Licht: Lieber nah ans Fenster oder in einen gut beleuchteten Bereich gehen, statt in der dunklen Ecke bleiben.

3.4 Zubehör – was wirklich hilft

Du brauchst kein komplettes Studio. Ein schlankes Setup reicht:

  • Ersatzakku (mindestens einen – eher mehrere)
  • Ersatzspeicherkarte
  • Einfacher Gurt oder Handschlaufe
  • Optional: externer Blitz, den du indirekt (z. B. zur Decke) richten kannst
  • Fürs Smartphone: Powerbank und eventuell ein kleines Halterung/Grip

Mehr brauchst du am Anfang nicht. Im Zweifel: lieber leicht und beweglich als perfekt ausgestattet, aber unbeweglich.


4. Einstellungen und Licht: die wichtigsten Basics

Technik muss nicht kompliziert sein – aber sie sollte dir helfen, das Bild zu bekommen, das du im Kopf hast. Hier also ein paar wichtige Kamera-Einstellungen, die du kennen solltest.

4.1 Drei Begriffe, die du im Griff haben solltest

  • ISO: regelt, wie lichtempfindlich der Sensor ist.
    • Innen: oft im Bereich 800–3200, je nach Kamera.
  • Je kleiner der f-Wert, desto mehr Licht kommt rein und desto schöner wird der Hintergrund unscharf.
  • Für Menschen:
    f/1.8 bis f/2.8
  • Für Gruppen:
    f/3.5 bis f/5.6
  • Verschlusszeit: bestimmt, ob Bewegung eingefroren oder verwischt wird.
    • Menschen im Gespräch: mindestens ca. 1/60 s, besser 1/125 s oder schneller.

Wenn du unsicher bist:
Stell auf Zeitautomatik/Blendenpriorität (Av/A oder A-Modus), wähle eine relativ offene Blende und lass die Kamera die Zeit bestimmen. ISO kannst du moderat automatisieren (Auto-ISO mit Obergrenze).

4.2 Licht lesen lernen

Gutes Licht ist wichtiger als die beste Kamera.

Fragen, die du dir stellen kannst:

  • Woher kommt das Licht?
  • Ist es eher weich oder hart?
  • Gibt es große, weiche Lichtquellen (Fenster, reflektierende Wände)?

Ein paar einfache Regeln:

  • Menschen sehen bei weichem Licht besser aus. Also lieber ans Fenster, in den Schatten oder in den Bereich mit sanfter Beleuchtung.
  • Mischlicht (z. B. Tageslicht + gelbe Kunstlampen) kann zu Farbstichen führen. Hier lohnt es sich, ein Setting zu wählen, in dem ein Licht dominiert.
  • Wenn du blitzt: Versuche, nicht frontal ins Gesicht zu blitzen. Lieber gegen die Decke oder eine Wand, wenn möglich – das wirkt viel natürlicher.

5. Vorbereitung: Was du vor dem Event klären solltest

Gute Bilder entstehen selten „einfach so“. Eine gute Vorbereitung nimmt dir beim Event viel Stress und auch die Angst vor dem ersten großen Fotoauftrag als Eventfotograf.

Ein paar Minuten Vorbereitung machen den Unterschied zwischen Stress und Leichtigkeit.

5.1 Klär die Basics

  • Welche Momente sind wirklich wichtig?
  • Gibt es eine Rede, Überraschung oder eine bestimmte Person?
  • Gibt es Motive, die nicht fotografiert werden sollen?

5.2 Mach die Umgebung klar

Schau dir, wenn möglich, die Location vorher an – oder 5 Minuten vor Beginn:

  • Wo ist gutes Licht?
  • Wo ist Platz für Gruppenfotos?
  • Wo kannst du dich gut bewegen?

5.3 Packliste (so einfach wie möglich)

  • Kamera/Handy geladen
  • Ersatzakku
  • Speicherkarte
  • Gurt oder Handgriff
  • eventuell ein kleines Mikrofasertuch

Mehr brauchst du am Anfang nicht.


6. Verhalten während des Events

Eventfotografie ist soziale Fotografie.
Nicht weil du ständig mit Menschen sprechen musst, sondern weil deine Haltung sichtbar wird – in den Bildern und in der Art, wie du dich durch den Raum bewegst.

Wenn Menschen merken, dass du sie nicht „jagst“, sondern ihnen Raum lässt, entstehen natürliche, echte Aufnahmen. Ohne Zwang. Ohne künstliche Situationen.

6.1 Präsenz statt Dominanz

Du musst nicht im Mittelpunkt stehen. Im Gegenteil: Die besten Momente entstehen oft, wenn du dich ruhig bewegst, statt mit der Kamera vor dem Gesicht durch den Raum zu schreiten.

  • Geh langsam.
  • Schau mehr mit den Augen als durch den Sucher.
  • Warte nicht auf den perfekten Moment – du bemerkst ihn, während du gehst.

Je mehr du mit den Augen vorfokussierst, desto gelassener wirst du. Und desto weniger hektisch wirken deine Bewegungen.

6.2 Nähe durch Vertrauen

Gute Eventfotos entstehen oft im Halbdistanz-Bereich: nah genug für Ausdruck, weit genug, um die Menschen nicht zu bedrängen.

Kleine Gesten helfen:

  • ein ruhiges Lächeln
  • ein kurzer Blickkontakt
  • ein kleines Nicken

Und wenn sich ein Moment anbietet – zwei Menschen im Gespräch, ein kurzes Lachen, eine schöne Szene – kannst du einfach fragen:

„Darf ich von euch beiden ein Foto machen?“

Dieser Satz wirkt erstaunlich gut. Er nimmt Druck raus, zeigt Respekt – und führt oft zu einem entspannten, echten Lächeln.

6.3 Wenn möglich ohne Blitz

Ein Blitz zieht Aufmerksamkeit auf sich. Er unterbricht Momente. Und er lässt Menschen oft „erstarren“, weil sie sich beobachtet fühlen.

Wenn du kannst: verzichte darauf.
Nutze das vorhandene Licht. Such die guten Lichtinseln. Und hab lieber ein Bild mit etwas ISO-Rauschen, aber mit echter Stimmung – als ein technisch „reines“ Bild, das wirkt, als wäre die Szene plötzlich angehalten worden.

6.4 Geplante und spontane Motive mischen

Beides brauchst du:

  • Geplantes: Gruppen, Programmpunkte, wichtige Gäste, gewünschte Motive.
  • Spontanes: Lachen, Gespräche, kleine Gesten, Momente am Rand, ein unaufgeregter Blick durchs Fenster.

Die Mischung macht den Charakter eines Events sichtbar.
Geplante Bilder geben Struktur.
Spontane Bilder geben Seele.


7. Typische Fehler – und wie du sie vermeidest

Viele „Misserfolge“ in der Eventfotografie haben weniger mit Können zu tun, sondern für mich immer mit vermeidbaren Fehlern.

Typische Stolperfallen:

  1. Du schleppst zu viel Ausrüstung mit dir herum.
    • Folge: Du wirst träge und verpasst Momente.
    • Lösung: Ein Body, ein oder zwei Objektive, kleine Tasche – fertig.
  2. Du achtest nicht auf den Hintergrund.
    • Folge: Fluchtwege, Mülleimer oder grelle Schilder dominieren das Bild.
    • Lösung: Einen Schritt zur Seite gehen, ein bisschen tiefer oder höher – oft reicht das.
  3. Du fotografierst Menschen beim Essen.
    • Folge: Niemand ist dankbar für diese Bilder.
    • Lösung: Lieber vorher oder nachher fotografieren, wenn Menschen nicht gerade einen vollen Teller vor sich haben.
  4. Du verlässt dich komplett auf Automatik.
    • Folge: Belichtung und Fokus sind mal gut, mal schwierig – du hast wenig Kontrolle.
    • Lösung: Nutze wenigstens einen halbautomatischen Modus und beobachte, was passiert.
  5. Du hast keinen Plan für die wichtigen Momente.
    • Folge: Die Rede, der erste Tanz, die Überraschung – alles nur halb getroffen.
    • Lösung: 5–10 Stichpunkte mit den „Must-have“-Motiven reichen.
  6. Du verpasst durch Technik die wichtigsten Momente.
    • Viele Fehler entstehen nicht durch fehlende Technik, sondern durch kleine Entscheidungen: beim Gruppenfoto eine zu offene Blende (-> unscharfe Beteiligte), sodass die Hälfte unscharf wird. Beim Speaker den Fokus nicht sauber gesetzt (-> wo soll der Betrachter hinschauen).
    • Oder in schlechtem Licht stehen geblieben, obwohl zwei Schritte zur Seite alles verbessert hätten.

Wenn du diese Punkte im Blick hast, bist du vielen anderen Hobbyfotograf:innen schon einen Schritt voraus.


8. Kreative Bildideen für dein nächstes Event

Neben den „Pflichtmotiven“ lohnt es sich, ein paar Ideen im Hinterkopf zu haben, die deine Reportage lebendiger machen.

Zum Beispiel:

  • Details: Hände, Gläser, Schuhe, Deko, Namensschilder, Programmhefte.
  • Vorher/Nachher: Raum leer – Raum voll.
  • Perspektive wechseln: Mal von oben (Treppe, Balkon), mal von ganz unten (Bodenperspektive).
  • Bewegung sichtbar machen: Etwas längere Verschlusszeit bei der Tanzfläche, um Lichtspuren oder Bewegungsunschärfe zu zeigen.
  • Ruhepole: Menschen, die kurz innehalten – am Rand, am Fenster, draußen vor der Tür.

Du musst nicht alles abarbeiten. Zwei, drei bewusste Motive, die aus dem „Standard“ ausbrechen, reichen oft.


9. Worum es am Ende wirklich geht

Eventfotograf in Berlin für Kongresse und Tagungen

Eventfotografie ist weniger eine Technikdisziplin als eine Haltung: aufmerksam sein, klar vorbereitet, freundlich im Umgang.

Die Technik hilft dir – aber sie trägt nicht den Abend.

Wenn du:

  • deine Kamera halbwegs verstehst,
  • dir vorher ein paar Gedanken machst,
  • während des Events neugierig bleibst,

wirst du schon bei deinen ersten Versuchen Bilder mitbringen, über die sich andere wirklich freuen.


FAQs zur Eventfotografie für Hobbyfotograf:innen

1. Welche Kamera eignet sich am besten für meine ersten Eventfotos?

Die beste Kamera ist die, mit der du dich sicher fühlst. Für den Einstieg reicht oft eine gute Kompaktkamera oder dein Smartphone, solange du ein bisschen Einfluss auf Fokus und Belichtung hast. Wenn du merkst, dass dir das Thema Spaß macht, lohnt sich eine DSLR oder spiegellose Kamera mit einem lichtstarken Objektiv.

2. Welche Grundeinstellungen sind ein guter Startpunkt?

Für Innenräume kannst du z. B. mit Blendenpriorität arbeiten, Blende zwischen 1.8 und 4 wählen, Auto-ISO mit einer sinnvollen Obergrenze und als Mindestverschlusszeit etwa 1/60 oder 1/125 Sekunde. Draußen mit mehr Licht kannst du die ISO wieder senken. Wichtig ist: Probiere die Einstellungen vorher einmal in Ruhe aus.

3. Wie gehe ich mit schwierigen Lichtverhältnissen um?

Wenn es dunkel ist, hast du drei Stellschrauben: Blende weiter öffnen, ISO erhöhen, Verschlusszeit verlängern – in dieser Reihenfolge. Parallel kannst du nach besserem Licht suchen (Fenster, heller Bereich) oder einen Blitz indirekt nutzen. Faustregel: lieber etwas mehr Rauschen, aber scharfe Momente, als „saubere“ Dateien, auf denen man nichts erkennt.

4. Muss ich Menschen vorher fragen, ob ich sie fotografieren darf?

Rechtliches mal außen vor gelassen: Aus Respekt lohnt sich ein kurzer Blickkontakt oder ein kurzes „Okay für ein Foto?“ – besonders bei nahen Porträts. Bei offenen Events mit vielen Gästen sind Übersichts- und Stimmungsbilder meist unkritischer. Wenn jemand sich unwohl fühlt, respektiere das und nimm das Bild aus der Auswahl.

5. Wie präsentiere ich die Bilder nach dem Event am besten?

Sichere zuerst alle Dateien an mindestens zwei Orten. Danach triffst du eine Auswahl: lieber weniger, dafür gute, stimmige Bilder. Lege z. B. eine kleine Online-Galerie oder einen geteilten Ordner an – mit einer Mischung aus Übersichtsbildern, Menschen, Details und Highlights. Kleine Anpassungen bei Helligkeit, Kontrast und Zuschnitt reichen oft völlig aus.


Hier noch ein paar Buchtipps zum Thema Eventfotografie

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