Die Kamera-Einstellungen sind für viele Fotografie-Einsteiger erst einmal lästiges Fachchinesisch, aber nun mal von grundlegender Bedeutung, um in deiner Fotografie voran zu kommen. Klar, wir alle wollen gleich loslegen und super faszinierende Fotos machen, aber ein wenig Basisarbeit gehört nun mal auch dazu. Sonst ist der Frust mit der neuen Kamera um so größer.
Das liegt sicher nicht zuletzt daran, dass neue Kameras nun mal kleine technische Wunderwerke sind. Wenn ich auf Experten-Plattformen wie Kamera-Express nach neuen Kameramodellen stöbere, bin ich immer wieder überwältigt wie groß mittlerweile die Vielfalt und Auswahl ist – Spiegelreflex- oder Systemkamera, Vollformat, APS-C Sensor, Four-Thirds, Bridge oder einfach die Kompakte (die es auch schon wirklich “in sich” haben).
So trifft die Herausforderung die passenden Kamera-Einstellungen zu finden nicht nur auf Anfänger zu. Auch ich habe immer wieder mit neuen Kameras zu tun – sei es in meinen Foto-Workshops mit den Teilnehmern (wo jeder oft eine andere Kamera hat, die es schnell zu verstehen gilt) oder auch beim Neukauf einer Kamera (wie zu letzt meine Canon R6, meine Sony RX 100 oder die Fuji X100).
Immer wieder beobachte ich, wie viele auch fortgeschrittene Anfänger vor einer vermeintlich umfangreichen Bedienungsanleitung zurück schrecken. Wow, die Dinger haben ja oft auch mehr Seiten als mancher Roman.
- Aller Anfang ist gar nicht so schwer, wie du denkst
- Am Ende des Tages ist jede Kamera irgendwie gleich
- Uhrzeit und Datum einstellen
- SD-Karte formatieren und Dateiformat einstellen
- Warum RAW besser als JPG?
- Wenn es nervt, dann Piepstöne abstellen
- Regler, um die Blende einzustellen
- Wo kannst du die Belichtungszeit einstellen
- ISO einstellen
- Den passenden Kameramodus wählen
- Die Belichtungsmessung einstellen
- Fokusmodus und Fokusbereich
- Weißabgleich einstellen
- Meine wichtigsten Einstellungen und Funktionen
Aller Anfang ist gar nicht so schwer, wie du denkst
Dabei ist der Start gar nicht so schlimm, wenn du weißt nach welchen Kamera-Einstellungen du als erstes bei deiner neuen Kamera schauen solltest. Da kann dir leider auch die Quickstart-Anleitung oft nicht helfen, denn da geht es oft nur um Dinge wie “GPS-Einstellung” und “bitte den Kamera-Akku nicht überhitzen”. Das ist nicht so recht hilfreich, aber dafür will ich dir heute helfen auf welche Kamera-Einstellungen du bei der ersten Inbetriebnahme deiner neuen Kamera achten solltest.
Am Ende des Tages ist jede Kamera irgendwie gleich
Lassen wir all die neuen Feature mal einen Moment beiseite, denn es kommt weniger auf das Model an. In der Regel besteht jede Kamera aus drei grundlegenden Elementen, die wir ins Zusammenspiel bringen wollen – ein optisches Element (das Objektiv), das mechanische Element (die Kamera selbst) und das Speichermedium (z.B. SD-Karte oder früher der Film).
Damit möchte ich nicht das wundervolle Mysterium Kamera entzaubern, viel mehr macht diese Reduktion es einfacher das Wunderwerk besser zu verstehen. Und diese wundervollen Fotoapparate wollen wir nun schnellstmöglich in Betrieb bringen. Um dir dabei ein wenig zu helfen die wichtigsten Kamera-Einstellungen besser zu finden und zu verstehen, habe ich dir diesen kleinen Leitfaden geschrieben.
„Das Auge macht das Bild, nicht die Kamera.“
Gisèle Freund
Meine 10 wichtigsten Einstellungen und Funktionen, die du an deiner neuen Kamera prüfen solltest:
- Uhrzeit und Datum
- Dateiformat
- Töne und Geräusche
- Blende
- Verschlusszeit
- ISO
- Kameramodus
- Belichtungsmessung
- Fokusmodus & Fokusbereich
- Weißabgleich
Uhrzeit und Datum einstellen
Oft wird beim ersten Anschalten deiner Kamera das Datum und die Uhrzeit verlangt. Ungeduldig klickst du drüber weg und willst doch einfach nur das erste Foto machen. “Kann ich später machen” denkst du dir dann. Doch gehört “Uhrzeit und Datum” nunmal als Grundlage für jedes Archiv dazu. Denn nur so kannst du später die richtigen Fotos wiederfinden und sortieren. Also nimm dir Zeit und Ruhe und stell das korrekte Datum und die korrekte Uhrzeit ein. Es hilft mir so viel in der Sortierung meiner Bilder. Schließlich wird jedes Foto nicht nur mit der Dateinummer, sondern auch mit Datum und Uhrzeit in der Bilddatei gespeichert.
SD-Karte formatieren und Dateiformat einstellen
Dann geht es an einen weiteren grundlegenden Schritt in der Grundhygiene deiner Kameranutzung: SD-Karte formatieren und Dateiformat einstellen. Vergewissere dich, dass deine SD-Karte leer ist (notfalls am Computer noch einmal gegenprüfen, denn nur wenn deine Kamera keine Bilder bei erster Nutzung anzeigt, heißt es noch nicht, dass diese auch wirklich leer ist). Ist dieser Schritt also getan, geht es an die Suche nach der Funktion “Speicherkarte formatieren“.
Warum RAW besser als JPG?
Was bedeutet RAW in der Fotografie? RAW ist das englische Wort für “roh” und bedeutet unbearbeitet oder unverarbeitet. Während in Formaten wie JPG oder Png immer eine Komprimierung stattfindet, um Speicherplatz zu sparen, beinhaltet die RAW-Datei alle Details des Fotos und ist somit besser als ein JPG, insbesondere, wenn du die Fotos anschließend noch bearbeiten möchtest. Zwar heißt es bei jedem Kamerahersteller anders (z.B. .cr2 bei Canon, .nef bei Nikon oder .arw bei Sony), aber es meint das gleiche. Bei einem Foto im RAW-Format werden alle vom Bildsensor aufgezeichneten Licht- und Farbwerte ohne eine weitere Bearbeitung durch die Software der Kamera auf deiner Speicherkarte abgespeichert. Und wenn du dich fragst, wie du in RAW fotografierst, so kannst du in deinem Kameramenü nach dem Punkt “Dateiformat” suchen. In der Dateigrößen-Einstellung gilt in der Regel Je größer, je besser! Ein RAW braucht immer mehr Speicherplatz als ein JPG. Wenn es dein Speicherplatz auf der SD-Karte zulässt, so kannst du auch ´eine Kombination aus RAW und JPEG wählen.
Wenn es nervt, dann Piepstöne abstellen
Piepstöne sind ungefähr so nützlich wie Tastentöne bei einem Smartphone – nämlich total unnötig und nervig, gerade für die dich umgebenden Menschen. Suche also nach “Töne” oder einem ähnlichen Begriff in deiner Anleitung und deaktiviere den Piepston für den Autofokus oder Auslöser, wenn er dich ebenso nervt wie mich.
Regler, um die Blende einzustellen
Ich weiß natürlich nicht wie sicher du schon im manuellen Modus bist, doch gehört die Einstellung der Blende zu den wichtigsten Funktionen deiner Kamera. Denn die Blende in der Fotografie ist bei deiner Kamera verantwortlich für das Geheimnis für unscharfe und verschwommene Hintergründe. Hier findest du ansonsten meinen Komplett-Guide für Einsteiger “Was ist die Blende deiner Kamera“.
Wo kannst du die Belichtungszeit einstellen
Wenn wir gerade schon geschaut haben wo an meiner Kamera ich die Blende einstelle, sollten wir nun recherchieren, wie ich die Belichtungszeit oder auch Verschlusszeit einstelle. Denn wenn ich den Auslöser drücke, öffnet sich der Verschluss und dann wird durch die Öffnung im Objektiv – genannt Blende – das Licht für einen bestimmten Zeitraum hindurch auf den Sensor gelassen. Dann schließt der Verschluss wieder – daher eben Verschlusszeit oder eben auch Belichtungszeit. Hier findest du ansonsten meinen Komplett-Guide für Einsteiger “Verschlusszeit – endlich ganz einfach erklärt“.
ISO einstellen
Wenn ich mir auf Kamera-Seiten die aktuell besten Kameras so anschaue, können manche Kameras so hohe ISO Werte erreichen, dass mir fast schwindelig wird. Was früher die Megapixel-Zahl beim Kamerakauf war, ist heute oft der ISO Wert deiner Kamera. Somit ist der ISO-Wert also ein weiterer super wichtiger Faktor im Kosmos rund um’s Fotografieren lernen und ein wichtiger Parametern deiner Kamera-Einstellung und unbedingt zu empfehlen diesen schnell einstellen und anpassen zu können.
Den passenden Kameramodus wählen
Bereits jede Kompaktkamera glänzt vermeintlich durch eine Vielfalt an automatischen Kameraprogrammen. Diese brauchen wir als ambitionierte Fotofreunde natürlich nicht. Wichtig ist für aber die Kenntnis des Wechsels der gewünschten Modi zu kenne: Wie wählst du den manuellen Modus, die Zeitautomatik (TV/S) oder auch Blendenvorwahl (AV/A).
Auch ist es spannend, wenn du in der Langzeitbelichtung den Verschluss deiner Kamera richtig lange öffnen willst.
Die Belichtungsmessung einstellen
Dein Belichtungsmesser zeigt dir an wie deine Belichtung aussehen wird.
Diese Belichtung wird durch verschiedene Messungen deiner Kamera vorgenommen, die du auswählen kannst. Diese sind super praktisch und vor allem sehr wichtig sind für ein tolles Foto. Diese Messungen nennen sich (je nach Kamera-Modell ggf. unterschiedlich) Matrix, Integral oder auch Spot-Messung. Übrigens, die Matrix-Messung oder auch Mehrfeld- messung ist mein Favorit.
Fokusmodus und Fokusbereich
Deine Kamera verfügt über ein Mess-System – die so genannten Autofokus-Messfelder/Punkte. Diese kannst du über das Kamera-Menü aktivieren und deaktivieren. Es ist wichtig, dass du den Fokus kontrollieren kannst.
Es gibt je nach Kamera mittlerweile verschiedenste Einstellmöglichkeiten und immer komplexere Messmethoden. Neben all der Automatik empfehle ich dir unbedingt, die Funktion “Ein Fokuspunkt aktiviert” oder auch “manuell Fokuspunkt verschieben” zu suchen. Denn in dieser bestimmst du, wo dein Fokus liegen soll. Damit hast du die volle kreative Hoheit – mein Favorit!
Weißabgleich einstellen
Ebenfalls solltest du wissen, wo du den Weißabgleich einstellst. Dadurch ändert sich die Farbe deiner Fotos. Ich empfehle diesen erst einmal auf Automatik einzustellen. Auch eine mögliche Farbvorauswahl stelle ich in der Regel auf Standard oder Neutral.
Meine wichtigsten Einstellungen und Funktionen
Es geht mir nicht um ein Pamphlet an Einstellungen, die wir zu Anfang checken wollen. Dazu hast du die Bedienungsanleitung deiner Kamera. Aber wir wollen ja kein Passagierflugzeug auf die Startbahn bringen, wir wollen erst einmal Spaß haben mit unseren Kamera. Daher reichen für den Start diese wichtigsten Einstellungen und Funktionen, die du an deiner neuen Kamera prüfen solltest.
Welche Funktionen sind dir zum Start super wichtig und willst du uns hier noch ans Herz legen? Schreib es gerne in die Kommentare.
Business-Fotograf | Autor | Fototrainer
Ich liebe die Fotografie und darüber zu schreiben – und das mache ich auf diesem Fotoblog seit 2015 und gelegentlich als Gastautor mit Beiträgen in c’t Fotografie, fotoforum, DigitalPHOTO. Zudem gebe ich Fotokurse, schreibe Fotografie-Ratgeber und arbeite als selbstständiger Business-Fotograf in Berlin und deutschlandweit.
Sehr guter Artikel! Kurz und verständlich die wichtigen Punkte erklärt ohne seitenlange Ausführungen, die ich dann doch nicht verstehe (und zu Ende lese).
lieben dank