Ich ertappe mich immer wieder, dass ich mein eines Foto mache und denke, ich sei fertig. Dabei gibt es immer die zweite Option – den zweiten Blick für eine optimale Bildwirkung. Was verändert sich, wenn ich alles aus einer anderen Sichtweise betrachtet – aus einer anderen Kameraperspektive? Wie steuere ich denn genau den Blickwinkel des Zuschauers oder Betrachters meiner Bilder? Das spannende ist, dass diese Perspektiven sowohl in der Fotografie als auch beim Filmen perfekt anwendbar sind.
Welche Wirkung hat die Kameraperspektive? Ich ändere die Größe, das Licht, die gesamte Bildstimmung? Wie wirkt die Normalperspektive? Und es gibt immer viele Sichtweisen, um etwas zu betrachten. Gehe um dein Motiv drum herum, geh in die Knie, stell dich auf den Stuhl. Probiere alles aus und entdecke neue Kameraperspektiven! Hier zeige ich dir einige der wichtigsten Kamera Perspektiven für die optimale Bildwirkung.
Warum all der Aufwand? “Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.” – so sagt das großartige Fotografen-Zitat von Henri Cartier-Bresson. Und diese Besonderheit im Foto kann die Perspektive oft unterstützen. Denn ich möchte den Betrachter überraschen und freue mich allzu oft über ein „Wahnsinn, so habe ich das noch nie gesehen.“ Das liegt dann nämlich oft auch an einer spannenden Kameraperspektive. Hier möchte ich dir einmal mehr erzählen über die Faszination der Kameraperspektive, die Frage beantworten: Was gibt es alles für Kameraperspektiven und wie kannst du diese für deine Fotografie oder dein Video einsetzen?
Die perfekte Kameraperspektive: Immer eine Frage des Standpunktes
Jede Kameraperspektive ist eine Frage des Standpunktes. Aber welche Funktion hat die Kameraperspektive? Ganz einfach! Wenn du besondere Sichtweisen erzeugen willst, versuche den Blick aus ungewöhnlichen Perspektiven. Es sieht komisch aus, wenn ich in der Stadt fotografiere und plötzlich auf den Knien rumkrieche oder mich flach auf den Boden lege. Aber zeig den verwunderten Gesichtern im Anschluss dein Foto, das du dadurch fotografieren konntest, und plötzlich versteht jeder deine Verrenkungen. Wenn du Gewöhnliches zu Außergewöhnlichem machen möchtest, dann trau dich, die Dinge neu zu betrachten. Zudem gibt es ein paar Regeln – oder sagen wir Tipps – für klassische Perspektiven, die du drauf haben solltest. Denn der Blickwinkel macht dein Foto.
Welche Kameraperspektiven gibt es und wie können wir diese kreativ einsetzen?
Kreative Kameraperspektiven geben deinem Foto einen räumlichen Bezug. Änderst du die Perspektive, so änderst du den gesamten Ausdruck, selbst wenn du das gleiche Motiv fotografierst. Du kannst allein durch einen Perspektivwechsel Spannung erzeugen, Neugierde oder auch Melancholie. Daher ist die Perspektive und die Wahl des passenden Standpunktes so wichtig für einen gute Bildgestaltung in deinem Foto.
1. Die Untersicht: Aus niedriger Perspektive fotografieren
Mein Tipps hier: Alte Sachen anziehen, denn es geht auf die Knie. Durch die Untersicht – auch Froschperspektive genannt – wirken Objekte größer.
2. Die Aufsicht: Der Blick in den Himmel
Was passiert, wenn du die Kamera richtig hoch fokussierst? Der Blick hinauf zu Bäumen, Hochhäusern oder alltäglichen Gegenständen liefert eine verzerrte Wirklichkeit und erzeugt spannende Motive.
3. Die Normalperspektive: Der Blick in die Augen
Die Definition der Normalperspektive ist eigentlich wie der Name schon verrät die Haltung der Kamera mit dem Sucher direkt vor Augen und der geraden Kamerahaltung. Das Foto gibt i.d.R. also den natürlichen Eindruck unserer Umgebung wieder. Aber aufgepasst: Normal meint hier nicht unbedingt gewöhnlich! Es können sich auch so sehr spannende Perspektiven und Fotos ergeben, wenn du dir Tricks der Bildgestaltung zur Anwendung bringst.
4. Vogelperspektive: Schau herab auf dein Motiv
Aus der Vogelperspektive wirken viele Objekte kleiner. Das erzeugt beim Betrachter Emotionen und kann Unterlegenheit oder Unterwürfigkeit hervorrufen. Dein Motiv wirkt gestaucht und kleiner als real. Auf kann es bei einem geeigneten Hintergrund eine tolle grafische Wirkung erzeugen.
5. Top-Shot: Die extreme Perspektive
Zudem gibt es noch den sogenannten Top-Shot. Dieser Standpunkt ist noch extremer als die Vogelperspektive. Der Blick der Kamera kommt von einem sehr hohen Standpunkt und geht steil bergab. In der Regel nimmst du bei der Top-Spot Perspektive das Geschehen aus einem 90°-Winkel von oben auf – wie hier beim Drohnenflug mit der Kamera. Es erzeugt oft einen grafischen Effekt, da Straßen zu Linien und Landschaften zu Flächen werden.
Extreme Kameraperspektiven von Quentin Tarantino
Gerade in den Kinos spielt die Kameraperspektive ein große Rolle. Einige Regisseure sind geradezu berühmt für ihre extravaganten Perspektiven. So zum Beispiel sind Filme von Quentin Tarantino sehr bekannt für eine ganz besondere Art der Kameraführungen. Sei es der Blick aus dem Kofferraum oder auch die extremen Close-Ups. Hier einige tolle Beispiele – zusammengefasst vom Kameramann Ollie Paxton.
Ebenso gelten Wes Anderson Filme als wahre Kunstwerke für die Inszenierung von Farbe und Kameraperspektiven. Hier ein schönes Beispiel eines Werbefilms von PRADA namens “CASTELLO CAVALCANTI” von Wes Anderson. Jedes einzelne Bild wirkt unglaublich präzise in der Gestaltung. Seine Perspektive und Bildgestaltung arbeitet zudem sehr intensiv mit der Symmetrie und einer großen Liebe zum Detail in der räumlichen Gestaltung
Tipps zur Gestaltung deiner Perspektive: Gib deinem Motiv eine Tiefenwirkung
Eine Foto ist immer eine zweidimensionale Ansicht der Dinge. Um diese Wirkung in eine Dreidimensionalität zu bringen, ist es wichtig zu wissen, wie du deinem Motiv eine Tiefenwirkung hinzufügst.
Nutze den Vordergrund für Tiefe
“Vordergrund macht Bild gesund” – so sagt es eine gelernte Fotografie-Regel. Mit einem Vordergrund im Bild gewinnt dein Motiv an Tiefe. Der Blick zieht dich ins Foto. Rahme dein Motiv ein. Denke dabei an die konvergierenden Linien wie den Bootssteg oder den Waldweg in die Ferne.
Gib deinem Motiv einen Rahmen
Durch einen Rahmen lenkst du die Augen des Betrachters auf dein gewünschtes Hauptmotiv und gibst dem Foto eine gewisse Tiefe. Der Rahmen kann dabei vieles sein – der Blick durch die Hecke, durch die Armbeuge oder auch etwas sehr abstraktes.
Spiele mit der Drittelregel und der Zentralperspektive
Bei der Zentralperspektive liegt der Fluchtpunkt in der Bildmitte. Spiele damit. Variiere zwischen Drittelregel und zentraler Symmetrie.
Tipps für deine Kameraperspektive in der Praxis
Dein Standpunkt entscheidet oft über top oder flop. Da kaufe ich mir eine teure Kamera und einen Fuhrpark an Objektiven und stehe wie angewurzelt, um ein Foto zu machen? Was für ein Quatsch!
Ein einfacher Schritt oder ein In-die-Knie-Gehen produziert ein völlig anderes Foto. Es ist so einfach, das Gefühl dafür zu entwickeln. “Fotografiere dein Motiv durch” hat mir der Profi-Fotograf Götz Schleser in einem Workshop immer wieder gepredigt. Und das ist so wichtig – also bleibe in Bewegung.
Schon alleine diese kleine Übung zeigt dir, das ein Perspektivwechsel bewirken kann. Halte dir doch einfach mal abwechselnd das linke und das rechte Auge zu. Schon allein dadurch ändert sich die Perspektive! Hier auch ein paar Fotografie-Spiele, die dich in der Suche nach neuen Perspektiven herausfordern.
Lass dir also für jedes Foto ein paar Momente Zeit. Dann variiere deine Perspektive und fotografiere ein weiteres Foto, noch eins und noch eins. So hast du im Nachgang eine Vielzahl an Variationen, statt zwanzig Fotos aus gleicher Perspektive.
Gehe in die Umsetzung und werde zum Perspektiv-Künstler
Alle Perspektivwechsel sollen dich motivieren, Dinge anders zu betrachten. Jedes Foto ist schon mal gemacht worden. Aber du machst es durch die Wahl der Perspektive und des Moments zu etwas Einzigartigem.
Mein Tipp zum Start: Experimentiere mit deinem Smartphone
Für den ersten Kontakt mit ungewöhnlichen Perspektiven ist das Smartphone super. Denn es ermöglicht dir die ungewöhnlichsten Verrenkungen ohne das Gewicht einer Kamera geschweige denn mit komplexen Einstellungen. Also versuch es mal: Halte das Smartphone auf Höhe der Pfütze, in Vogelperspektive oder lege es mit Selbstauslöser in den Schrank, während du reinschaust. Sei kreativ!
Mit der Zeit bekommst du ein Gefühl für die verrücktesten und ungewöhnlichsten Perspektiven, die es sich auch mit deiner Digitalkamera auszuprobieren lohnt. Eine tolle Erfahrung.
Die Grundlagen der Fotografie – meine Tipps
1. Belichtungszeit einfach erklärt
Hier findest du alles zum Thema Belichtungszeit in meinem Ratgeber Belichtungszeit ganz einfach erklärt.
2. ISO & Rauschen einfach erklärt
Wofür steht der Begriff ISO und was macht er für deine Fotografie aus? Hier findest du alles in meinem Ratgeber ISO – ganz einfach erklärt.
3. Blende ganz einfach erklärt
Hier habe ich dir alles zur Funktion der Blende deiner Kamera aufgeschrieben in meinem Ratgeber Blende: ganz einfach erklärt.
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Business-Fotograf | Autor | Fototrainer
Ich liebe die Fotografie und darüber zu schreiben – und das mache ich auf diesem Fotoblog seit 2015 und gelegentlich als Gastautor mit Beiträgen in c’t Fotografie, fotoforum, DigitalPHOTO. Zudem gebe ich Fotokurse, schreibe Fotografie-Ratgeber und arbeite als selbstständiger Business-Fotograf in Berlin und deutschlandweit.
TOP – tolle Ideen, super gut beschrieben! Danke!
Hallo,
die Beiträge sind gut beschrieben. Man kann dies hier ohne Probleme umsetzen. Ich schätze man braucht auch eine gute Linse, wenn man die besten Bilder bekommen möchtet. Eine gute Marke der Linse und das Gerät sollte auch eine wichtige Rolle haben.
Beste Grüße
Hallo Lars, danke für Deine interessanten Beiträge. Ich schaue sie immer wieder gern an. Obwohl mir vieles bekannt ist, so ist es doch immer wieder ein “anstupsen” ach ja, das wolltest Du doch immer mal probieren…
Bitte mach so weiter.