Ich musste schon etwas suchen, um meine gestrige Fotolocation zu finden. Tief im Grunewald habe ich ihn dann endlich gefunden: Den kleinen Friedhof Grunewald-Forst.
Schwarzweißfotografie auf dem Selbstmörderfriedhof
Dieser Friedhof wird auch „Friedhof der Namenlosen“ oder „Selbstmörderfriedhof“ genannt. Da ich begonnen habe mich intensiver mit dem Thema schwarzweiß Fotografie zu beschäftigen, war mir sofort klar: Das ist der perfekter Fotoort in Berlin für Schwarzweißfotografie.
Todsünder wollen wir nicht
Der Friedhof liegt unweit eines Havel-Knicks. Hier wurden früher hin und wieder Wasserleichen angetrieben. Unter den Toten waren auch Menschen, die sich das Leben genommen haben. Das galt früher als Todsünde in der christlichen Kirche. Daher durften diese Menschen nicht auf den “normalen” Friedhöfen beerdigt werden.
Eine Waldlichtung wird zum Friedhof
Es war Aufgabe der Forstverwaltung sich dieser Vorfälle anzunehmen. So beschloss die Forstverwaltung im Jahre 1878/79, die Toten auf einer kleinen Waldlichtung, dem heutigen Standort des Friedhofes, zu bestatten. Aus dem Jahre 1900 ist der älteste erhaltene Eintrag zu finden. Es war die Beerdigung eines 22-jährigen Schlossergesellen.
Die letzte Ruhestätte als Fotomotiv
Nach und nach sprach sich herum, dass hier Suizidenten die letzte Ruhestätte finden können. Nun wandten sich auch angehörige aus der weiteren Umgebung an den Oberförster.
Ein Ort, um sich das Leben zu nehmen
Hin und wieder wurden die Toten auch kurzerhand selbst auf der Lichtung begraben. Hinzu kamen auch noch einige Selbstmörder, die sich unweit des Areals ihr Leben nahmen, um der Familie die Tortur der ungnädigen Friedhofsverwaltungen der Stadt zu ersparen.
Letzte Ruhestätte von The Velvet Underground’s Nico
Das wohl bekannteste Grab auf dem Friedhof aber ist des deutschen Models, Schauspielerin und Sängerin Christa Päffgen, besser bekannt als Nico. Sie war Muse und Inspiration für Andy Warhol . Dieser suchte nach einer passenden Band für Nico. Er fand The Velvet Underground, brachte sie zusammen und produzierte das Debütalbum The Velvet Underground & Nico. Nico wurde nach ihrem Tot auf Ibiza auf dem Friedhof Grunewald-Forst im Grab ihrer Mutter beigesetzt.
Das Selbstmörderfriedhof-Rätsel um Camilla Berger
Heute gibt es auf dem Selbstmörderfriedhof kaum noch Beerdigungen. Eine rätselhafte Ausnahme stellte die 25 Jahre alte Camilla Berger dar. Das irritierende an diesem Begräbnis war, dass nach der Beisetzung eine vermeintliche verwirrte junge Frau gesichtet, welche Camilla sehr ähnlich sah. Wer war sie? Hinzu ein weiteres Rätsel war ein tiefes Loch in Camillas Grab? Dazu gab es einen Beitrag der TV-Serie Mystery Hunters, die den Selbstmörderfriedhof besuchten.
Wie kommt ihr zu dieser Fotolocation in Berlin?
Ich bin zuerst den Schildhornweg von der Verbindungschaussee aus gelaufen. Das war keine so gute Idee. Da ist man einige Zeit unterwegs. Besser ist es von der Havelchaussee aus ran zu fahren und dann ein Stück zu laufen. Da ist es dann auch ausgeschildert. Ihr könnt mit dem Bus 218 ab S-Bahn Heerstr. fahren bis zur Station Havelweg.
Was solltet ihr mitnehmen?
Verbindet es doch gleich mit einem Spaziergang durch den Grunewald. Dann natürlich Wasser einpacken. Ansonsten hatte ich ein Weitwinkel (habe ich eigentlich immer bei Landschaft und Outdoor-Fotos dabei) und ein lichtstarkes 18-35mm Objektiv mit dabei. Denn auf dem Friedhof gibt es schon die ein oder andere dunkele Ecke.
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Business-Fotograf | Autor | Fototrainer
Ich liebe die Fotografie und darüber zu schreiben – und das mache ich auf diesem Fotoblog seit 2015 und gelegentlich als Gastautor mit Beiträgen in c’t Fotografie, fotoforum, DigitalPHOTO. Zudem gebe ich Fotokurse, schreibe Fotografie-Ratgeber und arbeite als selbstständiger Business-Fotograf in Berlin und deutschlandweit.
Hi Lars, kann man da in den Weg reinfahren mit Auto??? Sieht nach ener Seitenstrasse aus. Da sehe ich auf google nur zwei Schilder, kann sie aber nicht lesen. Ansonsten. Wo parken? Danke
Hoffe du kannst mir schnell antworten, wollte jetzt praktisch hin.
Hi Alex,
eigentlich sind Autos auf dem Weg nicht zugelassen. Aber ich bin ein Stück vorsichtig ran gefahren von der Havelchaussee aus kommend in den Schildhornweg und dann vielleicht 10 Minuten gelaufen. So ging es gut. Bin gespannt auf Deine Fotos!
LG Lars
FAszinierende Hintergrundgeschichte. Da muss ich unbedingt hin, wenn ich mal wieder in der Nähe bin. Danke für den Artikel.
Ja, Julian – ein kleine, versteckte Ecke. Kannte ich auch vorher nicht. Hat sich aber gelohnt!
Hi Lars,
von diesem Friedhof hatte ich noch nicht gehört. Der Name allein lässt mir schon ein bißchen einen Schauer über den Rücken laufen.
Warst Du schon einmal in auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf? Das ist eine sehr schöne Anlage.
Hi Synke,
ja, das stimmt – klingt gruselig. Kein Ort, um Langzeitbelichtung in der Nacht zu üben 🙂 Danke für Deinen Tipp. Muss ich mal schauen. Hast Du da Fotos irgendwo hochgeladen?
Grüße
Lars