Wenn du dich gerne mit Bildgestaltung und Bildaufbau beschäftigst, solltest du auch das visuelle Gleichgewicht kennen. Als ich das erste Mal den Begriff visuelles Gleichgewicht gehört habe, konnte ich mir nicht viel drunter vorstellen. Es geht um das Geheimnis der Bildaufteilung. Goldener Schnitt, Drittel-Regel und Farbgebung! Eine gute Bildaufteilung macht dein Foto zum echten Hingucker für den Betrachter.
Durch das visuelle Gleichgewicht führst du das Auge, du spielst mit Kontrasten und kannst Dinge in deinem Foto betonen. Dabei geht es um Begriffe wie Goldener Schnitt, Drittel-Regel, Goldenes Rechteck, Goldene Spirale, Goldener Winkel und im Gegenzug natürlich das Ungleichgewicht, das du vermeiden solltest. Hier habe ich dir ein paar Tipps und Ideen für deine Fotografie aufgeschrieben, wie du für dich das Geheimnis der Bildaufteilung lösen kannst. Ich bin gespannt, was du davon schon anwendest oder was du für Ideen hast, um dein Foto noch besser zu gestalten.
Farbe bekennen: Setzte Farb-Akzente in deinem Foto
Mit Farbe den Blick führen
Ich mag Farbe im Bild. Verschiedene Farben bestimmen dein visuelles Gewicht. Ein heller oder gar greller Farbton wird immer die eher blassen Farben überstrahlen und den Blick auf sich ziehen. Das kann also über Gleich- oder Ungleichgewicht in deinem Foto entscheiden.
In dem Fotobeispiel rechts setzt das gelbe Taxi den Akzent vor der Skyline von Manhattan. Trotz kleinem Auto vor großem Panorama zieht es durch die gelbe, grelle Farbe sofort den Blick auf sich. Es war übrigens eine ganz schöne Warteaktion, um auf das gelbe Taxi zu warten. Klar, es wimmelt nur so von Taxis als Fotomotiv in New York, doch eben nur ein Taxi drauf zu haben kann dabei schon fast zur Herausforderung werden.
Wenn gleich rot die schwerste Farbe ist und gelbe eher eine leichte Farbe, zieht in dem Bild hier das gelbe Taxi in der eher aus grau und braun bestimmten Umgebung klar den Blick auf sich. Würde ein roter Feuerwehrwagen daneben fahren, wäre dem Taxi sicher ein Stück an Aufmerksamkeit genommen.
Merke dir also:
Manche Dinge ziehen unser Auge stärker an als andere. Helle, leuchtende Farben scheinen zum Beispiel “schwerer” zu sein als dunkle Farben. Große Objekte wirken schwerer als kleine. Ein rotes Auto in der Ecke eines Fotos könnte also das visuelle Gewicht eines großen, aber grauen Gebäudes in der anderen Ecke ausgleichen.
Bildaufbau: Wo soll der Betrachter hinschauen?
Dein Hauptmotiv kann auch verschwinden durch die falsche Farbe
Eine Frage der Größe
Ganz klar, große Objekte nehmen mehr visuelles Gewicht ein, als kleine Objekte. Denn wenn diese auch mehr Platz im Foto einnehmen, ziehen sie in der Regel auch mehr Aufmerksamkeit auf sich. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Wo du also etwas im Bild platzierst, beeinflusst auch das visuelle Gleichgewicht.
- Ein großes Objekt in der Mitte kann durch kleinere Objekte an den Rändern ausgeglichen werden.
- Stell dir vor, du fotografierst einen Teller mit Keksen. Wenn du einen großen Keks in die Mitte legst und kleinere rundherum, sieht das Foto ausgeglichen aus.
Bildgestaltung beeinflussen durch Formen und Fokus
Wie sieht das denn aus? “Ungewöhnliche Formen” in Mitten von gewöhnlichen Formen stechen ins Auge. Das mag in unserer Natur liegen, damit wir immer eine Bedrohung oder ähnliches erkennen. Wenn alles in gleicher Form ist, schaltet unser Gehirn auf Autopilot. Das kannst du dir zu nutze machen und dein Hauptobjekt hervorstechen lassen. Gleiches gilt natürlich auch für scharf vor unscharf – was du durch Fokus und Schärfe in deinem Foto und die Wahl der passenden Blende regelst. Auch da ist völlig klar, wohin das Auge sich gezogen fühlt.
Mache dir also kurz Gedanken über deine Szene und den Bildaufbau. Was soll die ungewöhnliche Form einnehmen, was soll im Fokus (also scharf) sein? Was sollte eher aus dem Bild verschwinden, da es möglicherweise den Fokus aus deinem Bild verzerrt?
Auch ein Blick kann das Gleichgewicht beeinflussen
Menschen und Tiere in deinen Fotos können das visuelle Gleichgewicht beeinflussen, je nachdem, wohin sie schauen. Wenn jemand zur rechten Seite des Bildes schaut, fügt das der rechten Seite Gewicht hinzu. Wenn du also auf der linken Seite ein großes Objekt hast, kann ein Blick zur rechten Seite helfen, das Bild auszugleichen.
Spiele mit der Komplexität der Form
Wenn du einfache Formen wie einen Kreis oder eine Linie hat, dann braucht dein Gehirn nicht allzu lang, um diese Formen zu verarbeiten. Wenn jedoch ein Baum oder ähnliches mit komplexen Formen ins Blickfeld kommt, dann zieht das sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Mache dir das in deiner Bildgestaltung zu nutze.
Platzierung im Bild: Drittelregel
Die Drittelregel in der Fotografie funktioniert. Denn das gibt dem Foto ein gewisses Gleichgewicht. Klar, auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel, doch grundsätzlich empfindet dein Auge es als angenehmer, wenn das Hauptobjekt nicht mittig platziert ist.
Kombiniere Formen, Farbe und Bildaufbau
Die beste Wirkung erzielst du natürlich, wenn du Formen (ungewöhnliche Form vor gewöhnlichen Formen), Farbgebung (knallige Farben vor leisen Farben) und zudem noch die Bildaufteilung (Platzierung nach Drittelregel) kombinierst. Hier im Foto habe ich versucht auf viele der Punkte zu achten. Du erkennst Linien (horizontale Linien), Reflexionen, Farben, Flächen und ein klares Hauptmotiv. Nichts desto trotz ist es nicht mein bestes Foto – das liegt daran, dass ich es vor so einigen Jahren fotografiert habe. Denn es hat eine ungewollte Unschärfe – ich habe eine lange Brennweite genutzt und die Belichtungszeit zu kurz gewählt. Aber als Tipps zum Thema Bildgestaltung ist es trotzdem ein passendes Beispiel.
Welche Regeln der Bildgestaltung kennst du?
Welche Regeln der Bildgestaltung kennst du? Welche nutzt du? Ich freue mich auf deine Ideen und Kommentare. Und wenn du tolle Fotobeispiele zu Farben, visuellem Gleichgewicht oder ähnlichem hast, dann lade sie hier gerne hoch und zeige sie uns!
Hier noch mehr Ideen zum Thema Bildgestaltung in meinem Buch: Kreative Foto-Aufgaben
Mein Buch “Kreative Foto-Aufgaben: Woche für Woche bessere Fotos. Projekt 52 – Dein Foto der Woche” gibt dir über ein ganzes Jahr hinweg jede Menge kreative Ideen.
Welche Wirkung haben natürliche Linien auf ein Foto? Wie gelingen beeindruckende Schwarz-Weiß-Aufnahmen? Wie kann man in seinem Bild eine spannende Geschichte erzählen? Mein kreatives Aufgabenbuch nimmt dich an die Hand und ist randvoll mit viel Inspiration und Motivation für deine Fotografie. Lass dich hier inspirieren!
Lerneffekt garantiert
“Der Untertitel Woche für Woche wurde von Lars Poeck mit bedacht gewählt. Während sich die erste Buchhälfte mit technischem und bildgestalterischem Grundwissen befasst, darf der Leser im zweiten Teil die erlernten Fähigkeiten in wöchentlichen Foto-Aufgaben umsetzen. Lerneffekt garantiert.
(4,5 von 5 Sternen / erschienen in Digital photo/Ausgabe 11/2017)
*****
Woche für Woche bessere Fotos
“Ihr sucht ein Fotoarbeitsbuch, das Spaß macht, euch lernen lässt und in dem ihr auch zahlreiche Tipps und Tricks erhaltet? Dann kann ich euch absolut „Kreative Foto-Aufgaben“ von Lars Poeck empfehlen. …”
(augsburger-fotografen.de/09/2017)
*****
Klare Aussagen und Anhaltspunkte
Endlich mal ein Buch das ohne viel Geschwafel sofort zum Thema und auf den Punkt kommt. Man kann sehr gut nachvollziehen was hier beschrieben ist und erkennt sich in den dargestellten Problemen wieder (zumindest ich) . (…) Man kann sofort die Tipps umsetzten. (Gibt es einen Vordergrund/Hintergrund, stört was im Bild, Spannung/Blickrichtung /Schärfe/Schatten im Bild, ist es evtl. Reizüberflutet ) Das und viele andere Aussagen im Buch macht es für mich bis jetzt sehr wertvoll. LG Klaus”
Geheimtipps zum Fotografieren &
hinzu dein gratis Fotobuch!
Willst du mit mir zusammen Fotografieren lernen? Dann melde dich jetzt für den Newsletter an.
✓ Tipps zu geheimen Fotolocations
✓ Regelmäßig neue Fotoorte entdecken
✓ Tolle Ideen zum fotografieren lernen
✓ Zugang zur geschlossenen Facebook Gruppe erhalten
✓ Gratis E-Book direkt nach der Anmeldung
Nach der Anmeldung bekommst du dein gratis Download-Link für mein neues E-Book.
Business-Fotograf | Autor | Fototrainer
Ich liebe die Fotografie und darüber zu schreiben – und das mache ich auf diesem Fotoblog seit 2015 und gelegentlich als Gastautor mit Beiträgen in c’t Fotografie, fotoforum, DigitalPHOTO. Zudem gebe ich Fotokurse, schreibe Fotografie-Ratgeber und arbeite als selbstständiger Business-Fotograf in Berlin und deutschlandweit.
Hallo Lars, mit Zeitverzögerung erledigte ich TAG 1 deines online.Workshops. Als Oldie komme ich aus der analogen Fotografie. Als Student hatte ich ein eigenes Heim-Fotolabor für Schwarzweiss-Fotografie. Das war spannend. Danach vorwiegend aus Kostengründen Dia-Fotografie auf Reisen usw. Danach arbeitsbedingte Fotografiepause für Jahrzehnte… Nun habe ich mir als Digitalkamera eine Fujifilm XT-20 geleistet, mit der ich seit 1 Jahr experimentiere. Probleme bereitet mir noch die Möglichkeit, ISO anzupassen ( denn das gabs ja analog nicht ), sowie der perfekte FOKUS. Ich fotografiere im manuellen Modus, nutze gern das “braketing” mit fixer Blende und variabler Zeit.
Viele deiner Artikel sudiere ich immer wieder und nun gilt es einfach üben, üben, üben..
Danke für deine Anregungen und Hilfe
Peter
Drei unterschiedliche Farben: rot, blau, gelb.
Drei unterschiedliche Formen: Dreieck, Person, und ein Pfahl.
Nur durch die Schärfe wird ein Objekt zum Hauptthema, dabei wurde auch an die Drittelregel gedacht.
Im übrigen finde ich den Bildaufbau in deinem vierten Bild nicht soo mißglückt.
Allerdings sehe ich das rote Rohr als Hauptmotiv und nicht die Läuferin, zumal diese im Zentrum des Bildes ist und sich das Rohr eher an der Drittelregel orientiert.
Hallo Lars, zum Thema Bildgestaltung fält mir ein: Motive einrahmen, sei es durch Bäume, Torbögen etc…..
Liebe Grüße