Nachtfotografie und Langzeitbelichtung haben für mich etwas magisches. Wobei ich für Langzeitbelichtung nicht zwangsläufig nachts fotografieren muss, aber dazu später mehr. Ohne der Frage “Wie fotografiert man am besten bei Nacht?” alles vorweg zu nehmen, meint eine Langzeitbelichtung, dass die Belichtungszeit in deinem Foto länger ist “als üblich”. Wenn ich nachts oder bei Dämmerung und zur Blauen Stunde draußen bin, merke ich einmal mehr: Fotografie ist Licht und Schatten. Doch welche Kamera Einstellungen solltest du verwenden für eine tolle Langzeitbelichtung, in der Nachtfotografie oder auch allgemein bei Aufnahmen mit wenig Licht? Hier habe ich dir einen Schritt-für-Schritt Fahrplan zum einfach nachmachen aufgeschrieben.
- Nachtfotografie: Die besten Tipps & Tricks
- Was ist eine Langzeitbelichtung?
- Was ist das schwierige an einer Langzeitbelichtung?
- 10 Nachtfotografie Tipps für Anfänger
- Verwende ein Stativ
- Kabelauslöser, Fernauslöser oder Timer
- Gehe in den Langzeitmodus
- Halte den ISO-Wert möglichst niedrig
- Alle DSLR-Nutzer: Denkt an den Spiegel
- Verwende eine schnelle Speicherkarte
- Verwende eine kleine Blende = einen hohen Blendenwert
- Fokussiere auf unendlich
- Na, manchmal darf es auch ein höherer ISO-Wert sein
- Was sagt dir dein Histogramm?
- Ein Objektiv-Tipp für tolle Nachtaufnahmen
- Und jetzt raus in die Nacht!
Nachtfotografie: Die besten Tipps & Tricks
Hast du Lust auf das Thema Fotografieren lernen und ein bißchen was neues auszuprobieren? Hier habe ich dir ein kleines Nachtfotografie Tutorial zusammengestellt mit ein paar Nachtfotografie Tipps und Tricks aus meinen Erfahrungen, mit denen ich mir die Nächte um die Ohren schlage.
Ich bin gespannt wie deine Erfahrungen auf dem Weg durch die Dunkelheit sind und ob dir diese Langzeitbelichtung für Anfänger-Tipps helfen. Wie immer freu ich mich auf dein Feedback. Wenn du übrigens auch gerne Landschaftsfotografie magst, habe ich hier für dich ein paar geniale Tipps & Tricks für atemberaubende Landschaftsfotografie-Motive.
Was ist eine Langzeitbelichtung?
Langzeitbelichtung bedeutet, dass die Belichtungszeit für ein Foto erst einmal länger ist als üblich. Als Langzeitbelichtung beispielsweise eine Belichtungszeit von mehreren Sekunden. Das tolle an Langzeitbelichtung ist, dass du damit unsichtbares sichtbar machst: Linien aus Licht, Sternwanderungen, schnelle Bewegungen, Lichtspuren von Autos auf einer Straße, verwischte Wolken am Himmel und vieles mehr.
Zudem muss eine Langzeitbelichtung überhaupt nicht nur nachts fotografiert werden.
Auch tagsüber kannst du tolle Dinge mit einer Langzeitbelichtung machen. Wichtig dabei aber ist, dass du durch die längere Belichtungszeit und öffnen des Verschlusses mehr Licht auf deinen Sensor lässt. Daher brauchst du für eine länger Belichtung am Tage oft einen speziellen ND-Filter. Diese Filter gibt es in unterschiedlichen Stärken von – gängige Stärken sind 60-fach bis 1000-fach.
Was ist das schwierige an einer Langzeitbelichtung?
Die Herausforderung an einer Langzeitbelichtung ist, dass du eine längere Belichtungszeit hast, als gewöhnlich und dabei dein Foto normalerweise bei einer solchen Belichtungszeit entweder verwackelt oder überbelichtet würde.
Das kannst du ausgleichen durch eine stabile Kamerahaltung (in der Regel mit einem Stativ) und passenden manuellen Kameraeinstellungen zwischen Belichtungszeit, Blende und ISO.
10 Nachtfotografie Tipps für Anfänger
Was ist wichtig, wenn du in die Langzeitbelichtung oder auch Nachtfotografie startest als Tipps für Anfänger?
Verwende ein Stativ
Nachts darf ich das Stativ endlich mal auspacken. Denn nichts ist bei Langzeitbelichtung und der Nachfotografie wichtiger als eine ruhige Kamera.
Und dafür merke dir immer den Kehrwert aus Brennweite und Belichtungszeit (z.B. 200mm kann man noch mit 1/200sek aus der Hand halten; 50mm mit 1/50 sek etc. So wird dir schnell bewusst: bei Belichtungszeiten von 1 Sekunden und länger kannst du nichts mehr aus der Hand halten!
Bei Stativen muss es auch nicht gleich ein super teures sein. Meines war ein relativ günstiges und reicht mir völlig. Schaut einfach mal im Fotoladen eures Vertrauens oder bei Amazon im Kamerazubehör nach Dreibein-Stativ. Alternativ kannst du auch die Kamera irgendwo auf eine stabile Unterlage platzieren. Doch bist du mit einem guten Stativ flexibler.
- Spezialisierte Herstellung durch CNC und Vanguard Eloxierungsprozess, maximaler Korrosionsschutz und verlängert die Lebensdauer des Produkts.
- Multi-Winkel-Mittelsäule: Bewegt sich fast 360° in jede Richtung, perfekt für jede Aufnahme, von Landschaft bis Makro. Inklusive VEO+ MA1 Adapter für die Befestigung eines zweiten Kugelgelenks oder Zubehörs wie Blitz.
- 3-Wege-Kopf VEO 2 PH-38 kompatibel mit Arca und oberem Griff kann um 90° gedreht werden.
- Aluminium-Füße mit 3 Öffnungswinkeln, 26 mm Durchmesser und 3 Abschnitte mit leicht zu reinigenden Drehverschlüssen.
- Mit herausnehmbarem Fuß, um ein ausziehbares Einbeinstativ bis zu 183,5 cm zu verwandeln.
Tipp: Wenn euer Objektiv eine Bildstabilisator hat, diesen bei Nachtfotografie mit Stativ unbedingt ausschalten/deaktivieren! Denn sonst stabilisiert der Bildstabilisator ein stabiles Bild. Wäre ja quatsch und führt ungewollt zu Unschärfe!
Kabelauslöser, Fernauslöser oder Timer
Du hast alles hübsch aufgebaut, den Bildausschnitt gewählt und trotzdem ist es verwackelt? Klar, jede Hand an der Kamera bringt Erschütterung ins Bild. Also verwende einen Fernauslöser (für einige Kameras gibt es auch Smartphone-Apps, über die du diese auslösen kannst), verwende den Timer (ich bin immer ungeduldig und verwende 2 Sekunden ab Auslöser drücken) oder verwende Kabelauslöser. Egal wie du es machst. Wenn das Bild gemacht wird: Hände weg von der Kamera und bediene dich eines eines dieser super Hilfsmittel, um Verwacklungen zu vermeiden.
Gehe in den Langzeitmodus
Nachfotografie und Langzeitbelichtung ist nichts für ungeduldige. Normalerweise kannst du so ca. bis zu einer 1/50 Sekunde aus der Hand halten. Aber du verwendest jetzt ja ein Stativ. Also belichten wir den Sensor je nach Restlicht um dich herum bis zu 30 Sekunden oder sogar noch länger im so genanten Bulb-Modus.
Der Begriff Bulb kommt aus der Historie der Fotografie und bezeichnet den Blasebalg, mit dem früher Langzeitbelichtungen gemacht wurden. Um diesen zu betätigen, benötigst du aber unbedingt einen Fern- oder Kabelauslöser. Den gibt es sicher auch für deine Kamera.
Hier findest ein paar der gängigen Fernauslöser-Modelle für deine Kamera.
Tipp: Ab einer Langzeitbelichtung von ca. 15 Sekunden fangen die Sterne an sich zu bewegen und aus bei Punkt werden unscharfe Schlieren. Solltet ihr also Sternenhimmel fotografieren wollen, bitte dran denken und etwas experimentieren 🙂
Nachts fotografiere ich super gerne im Live-View Modus. Das liegt daran, dass ich im Dunkeln auf dem Live-View Modus viel besser sehen kann, als durch den Sucher. Zudem habe ich etwas mehr Freiheit, wenn die Kamera auf dem Boden oder ähnlich unbequem platziert ist. Gerade bei meiner Canon 6D funktioniert das fokussieren einfacher als beim Blick durch den Sucher. Mit der Lupe kann ich super genau fokussieren und bin nicht auf die Fokusmesspunkte angewiesen. Zudem gibt es Apps, die dir die Fernsteuerung der Kamera ermöglichen. Probiere doch mal aus mit Live-View zu arbeiten.
Wichtig: die Akkuleistung wird im Live-View intensiver beansprucht. Nachts immer einen Ersatz Akku dabeihaben.
Halte den ISO-Wert möglichst niedrig
Viele neue Kameras protzen mit ISO-Werten im hohen tausender Bereich. Meine alte Canon 550d hat das nicht. Naja, ich kann da schon bis 6400 ISO hoch drehen, aber spätestens ab ISO 800 habe ich bei schwarzen Flächen (und davon gibt es viele in der Nacht) ein unerträgliches Rauschen. Also versuche ich das lieber über die Belichtungszeit auszugleichen, in dem ich länger Licht auf den Sensor lasse, statt den ISO-Wert hoch zu schrauben. Das Ergebnis: Schärfere Bilder!
Alle DSLR-Nutzer: Denkt an den Spiegel
Jede Digitale Spiegelreflexkamera klappt beim Foto den Spiegel um. Deswegen ist es ja eine DSLR. Aber bei meiner Kamera gibt es zum Beispiel den Live View Modus und da klappt der Spiegel schon vorher und bringt somit weniger Erschütterungen in die Kamera. Kann ich nur empfehlen.
Verwende eine schnelle Speicherkarte
Da habe ich meiner alten Canon unrecht getan. Bei Nachtaufnahmen habe immer einige Sekunden warten müssen und gedacht: “Alter, was rechnest du denn so lange? Mir ist kalt!”. Als ich dann letztens eine Sony Alpha 7 ausgeliehen hatte, hat die Kamera noch viel länger gerechnet. Wieso das? Weil die Hauptleistung in dem Moment der Schreibprozess auf deine Speicherkarte ist. Und dazu lohnt der Blick auf die Speicherkarte. Wie schnell kann diese Schreiben und Lesen. Und da tun sich manchmal Welten auf. Wer dazu mehr Infos benötigt, sollte durchaus mal nach schnelleren Speicherkarten für seine Kamera stöbern.
Verwende eine kleine Blende = einen hohen Blendenwert
Es kommt natürlich ganz auf das Motiv an. Aber solange du keine Portraits in der Nacht fotografieren willst, würde ich empfehlen in höhere Blendenwerte ab f/5.6 zu gehen. Die schärfste Blende an den meisten Objektiven ist übrigens oft f/8 oder f/11. Klar, je höher der Blendenwert (also desto kleiner die Blende), desto weniger Licht kommt auf deinen Sensor. Das gleichst du ja durch die längere Belichtung aus.
Für mich ist die Schärfentiefe im Bild wichtig. Ich möchte das gesamte Bauwerk scharf haben und nicht den Turm im Vordergrund. Probiere einfach mal ein wenig rum.
Fokussiere auf unendlich
Das Fokussieren in der Nacht finde ich immer wieder schwierig. Übrigens: Eine Taschenlampe kann da helfen, den Ort des Geschehens anzuleuchten während des Fokussieren. Je nach Kamera kurbelt die Automatik sich da immer einen zurecht, um dann schlussendlich doch unscharf zu sein. Ich löse das oft über das Umschalten in den Live-View Modus. Dann zoome ich mich tief ins Bild und fokussiere manuell (dafür am Objektiv den Autofokus abschalten!). Das Ergebnis sind klare, scharfe Fotos. Herrlich!
Na, manchmal darf es auch ein höherer ISO-Wert sein
Ja, ja – ich weiß. Nicht immer willst du ein ewig verschwommenes Menschentreiben, ein nicht zu erkennendes Schiff auf dem Kanal oder ähnliches auf dem Bild haben. Um schnelle Momente einzufangen, gehe mit dem ISO-Wert hoch und dann kannst du auch mit der Belichtungszeit runter gehen. Aber beschwere dich nicht über Rauschen.
Blendensterne – Wie bekommst du den Sterneffekt in deinem Foto?
Wenn du eine kleine Blende (ab f/16) wählst und in eine Lichtquelle hinein fotografierst (wie hier die Straßenlaternen – oder auch in die Sonne oder einen Strahler), so ergeben sich Blendensterne und Glanzsterne im Foto. Das sieht bei Landschaftsfotos und eben auch in der Nachtfotografie super toll aus. Die Zacken der Sternen- formen sind abhängig von den Lamellen deines Objektivs.
Was sagt dir dein Histogramm?
Es ist dunkel, es ist kalt und du kannst wenig sehen. Du brauchst also einen Co-Pilot an deiner Seite. Das ist dein Histogramm. (Mehr zum Thema Histogramm findest du auch in meinem Beitrag zum Thema High-Key und Low-Key Fotografie). Das Histogramm zeigt dir: Ist alles gut belichtet, ist es überbelichtet oder unterbelichtet.
Du möchtest kein Absaufen um Schwarzen Meer und auch kein Ausbrennen aller Lichter. Daher prüfe das Histogramm, ob alles im Rahmen ist. HDR kann dir auch eine Hilfe sein bei solch schlechten Lichtverhältnissen. HDR-Bilder sind aber Geschmacksache. Und zwar meine nicht.
Ein Objektiv-Tipp für tolle Nachtaufnahmen
Auf meinem New York Foto-Trip habe ich viel mit dem Canon EF 17-40mm fotografiert. Hat Spaß gemacht. Hier eine kurze Video-Review zu dem Objektiv-Tipps für tolle Nachtaufnahmen.
Und jetzt raus in die Nacht!
Wie so vieles heißt es auch bei der Disziplin Nachtfotografie: Übung macht den Meister – egal wie viele Nachtfotografie Tipps du liest. Sei kreativ, es muss nicht immer das Haus vor deiner Nase sein. Setzt Objekte in den Vordergrund, laufe bei 30 Sekunden Belichtungszeit mal durchs Bild, stelle dich mit einem hellen Smartphone Display vor die Linse und fuchtele wild umher (Stichwort Lightpainiting). Es gibt viel zu entdecken in der Langzeitbelichtung.
Wenn dir das Thema Langzeitbelichtung und Nachtfotografie Spaß macht, dann schau doch auch mal die Themen Feuerwerk Fotografie Tipps oder das Interview mit dem Fotografen Simon Markhof zum Thema Langzeitfotografie an.
Das mit den Sternen ist echt schwierig. Hier musste ich auf ISO 2000 gehen damit ich nur 15 sekunden belichten kann. Danach habe ich das Foto natürlich noch mit Lightroom bearbeitet.
Aber das Histogramm sagt Nachts nicht viel aus oder?
Ich denke, ich werde mal wieder in die Nacht ziehen. Deine Bilder haben mich mutig gemacht. Das sollte ich auch hin bekommen.
Danke
Andrea
Hi Andrea,
das freut mich. Viel Erfolg und zeig mal ein paar Bilder im Anschluss!
LG
Lars
Landschaftsfotografie bei Nacht gehört zu meinen absoluten Favoriten! Hier zeige ich mal ein Bild das zu meinen besten Aufnahmen zählt.
Schöne Grüße aus Salzburg.
Moin,
> “Alter, was rechnest du denn so lange? Mir ist kalt!”. Als ich dann letztens eine Sony
> Alpha 7 ausgeliehen hatte, hat die Kamera noch viel länger gerechnet. Wieso das?
Das liegt meiner Meinung nach nicht an der Speicherkarte. Ich habe “nur” eine A6000 und die macht nach Langzeitaufnahmen zusätzlich eine gleich lang belichtete Aufnahme des geschlossenen Shutters. Dieses Schwarzbild wird dann vom eigentlichen Bild abgezogen um das Rauschen zu verringern.
Bei 8s Belichtungszeit folgt danach auf dem Bildschirm also 8s “Verarbeitung” – sehr lästig. Es gab eine Einstellung um das zu verhindern – dann muss man aber selbst dafür sorgen, dass das Rauschen sich nicht so auswirkt (selbst ein Schwarzbild später abziehen).
Uhi, 8 Sekunden kann ja sehr frostig werden 🙂 Ja, das stimmt – die Berechnung der Kamera (Auto-Optimierung oder so?!), hat auch noch einen Einfluss auf die Zeit.
Also bei meiner Alpha 6000 heisst der gesuchte Menüpunkt “Langzeit RM” und wenn man den abschaltet entfällt die Rauschminderung im Anschluss. Die kommt übrigens nur bei jpeg Pics zum tragen. Ziehst Du Dir die RAW Files, kannst Du auf RM verzichten.
Abendspaziergang in Volendam nähe Amsterdam.
Super tolle Tipps. Ja, ein höherer ISO-Wert ist wichtig bei Nachaufnahmen, man muss aber nicht übertreiben, sonst leidet die Qualität der Bilder. Was den Langzeitmodus betrifft, finde ich auch, dass es nur noch mit einem Stativ gut klappt.
Klasse geschrieben. Vorallem die Beschreibung mit dem Scharfstellen des Autofokus in der Nacht find ich sehr passend:D