Als angehender Fotograf weißt du vielleicht schon, welchen wichtigen Einfluss das Objektiv auf deine Fotografie haben kann. Denn ein richtig gutes Objektiv macht häufig (zumindest technisch gesehen im Hinblick auf die Schärfe und Details) den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem großartigen Foto in der Bildwirkung aus. Natürlich hat das nichts mit den Faktoren einer guten Bildgestaltung und Komposition zu tun, aber zumindest technisch gesehen im Hinblick auf die Schärfe und Details ist ein gutes Objektiv entscheidend.
- Was macht ein Objektiv zu einem guten Objektiv?
- Nutze deine Ausrüstung und finde deinen eigenen Stil
- Wir unterscheiden zwischen Zoom und Festbrennweite
- Unterschiedliche Brennweiten für unterschiedliche Perspektiven
- Welchen Einfluss hat der Sensor auf das Objektiv?
- Wie funktioniert der Bokeh Effekt?
- Welchen Einfluss hat der Crop-Faktor?
- Wie bekomme ich den Hintergrund unscharf?
- Fazit zu unserer kleinen Objektivkunde
Was macht ein Objektiv zu einem guten Objektiv?
Die Wirkung eines Objektivs wird (neben einigen anderen Faktoren) maßgeblich durch zwei Dinge bestimmt: die Brennweite und die maximale Offenblende (Hier erkläre ich dir auch: Was ist die Blende?). Objektive mit einer kleinen Offenblende (z.B. f/1,8) sind oft etwas teurer, aber sie bieten eine tolle Offenblende. Wenn bei einem Zoomobjektiv zudem eine durchgehende Offenblende möglich ist, ist das ein zusätzliches Qualitätsmerkmal. Diese Objektive lassen nämlich mehr Licht hindurch und ermöglichen damit auch die Chance, eine sehr geringe Tiefenschärfe selbst mit hoher Brennweite zu erzielen.
Ein weiteres wichtiges Merkmal in der Bewertung der Objektiv-Qualität ist die Verzeichnung des Objektivs. Bei einer Verzeichnung handelt es sich um Fehler in der Abbildung, bei denen leichte Krümmungen einer eigentlich geraden Linie (z.B. dem Horizont oder in der Architektur) entstehen können. Das sieht oft ziemlich irritierend aus, kann aber häufig schon durch ein leichtes Ein- oder Auszoomen behoben werden.
Zudem muss das Objektiv natürlich auch mit deiner Kamera zusammenpassen, damit es sich überhaupt erst einmal aufschrauben lässt und zudem die Messwerte für den Autofokus weitergibt.
Achte also auf folgende Dinge bei einem Objektiv
- Brennweite und Offenblende
- Objektivqualität, z.B. Verzeichnung und Abbildungsfehler
- Kompatibilität mit der eigenen Kamera und dem geplanten Einsatzzweck
Nutze deine Ausrüstung und finde deinen eigenen Stil
Es ist wichtig zu verstehen, dass jedes Equipment Vor- und Nachteile bietet. Daher ist es wichtig, dass du dich damit auskennst und wohl fühlst. Egal, ob du gerne mit deinem iPhone fotografierst oder eine teure Vollformatkamera nutzt – das Foto machst du!
Aber jede Objektiv- und Brennweitenwahl kann als individuelles Stilmittel verstanden werden. Vielleicht hast du schon mal was von Holga und Lensbaby gehört? Beides sind eigentlich Objektivarten, die eine ganze Fotobewegung geprägt haben.
Die Übergänge sind fließend. Ich nutze zum Beispiel oft mein 35-mm-Weitwinkel für Reportagen und auch für ein Porträt. Doch mein Favorit für Porträts ist mein 85 mm. Lediglich Ultraweitwinkel oder Supertele kommen bei mir nie zum Einsatz. Bei diesen zwei Objektivarten ist übrigens eine gewisse Brennweite bereits vorausgesetzt.
Wir unterscheiden zwischen Zoom und Festbrennweite
Bei einem Zoom-Objektiv hast du eine variable Brennweite und kannst den Bildausschnitt (durch die Brennweite) verändern, indem du zoomst.
Eine Festbrennweite hingegen hat eine feste Brennweite (daher der Name) und erfordert, dass du als Fotograf dich körperlich betätigst und quasi mit den Füßen zoomst – also durch näher ran gehen ans Motiv oder weiter weg gehen den Bildausschnitt variierst. Technisch gesehen sind Festbrennweiten häufig kompakter, lichtstärker und bieten eine höhere optische Qualität im Vergleich zu Zoom-Objektiven. Ein Zoom/Tele hat dafür aber eine größere Flexibilität in der Brennweite. Nun ja, wie immer haben also beide Objektivarten ihre Vor- und Nachteile für den jeweiligen Anwendungsbereich.
Unterschiedliche Brennweiten für unterschiedliche Perspektiven
Verschiedene Brennweiten bieten unterschiedliche Perspektiven und eignen sich für verschiedene Anwendungen. Hier sind einige Beispiele:
8-15 mm = Superweitwinkel (Fisheye)
Diese Perspektive sieht verzerrt aus, wobei gerade Linien gekrümmt erscheinen. Sie eignet sich hauptsächlich für übertriebene oder auch lustige Fotos.
15-35 mm = Weitwinkel
Im Weitwinkel noch sehr extrem, bietet es bei guter Qualität einen tollen Effekt für die Landschaftsfotografie, Inneneinrichtungen oder Architekturfotografie.
35-70 mm = Normalobjektiv
Dieses Objektiv kommt im Fotojournalismus, bei Reportagen oder Porträts zum Einsatz. In diesem Brennweitenbereich fühle ich mich sehr wohl und das 50mm gehört zu meinen bevorzugten Objektiven.
70-200 mm = Teleobjektiv
Mit einem 85-mm-Festbrennweite-Objektiv bin ich oft unterwegs insbesondere bei meinen Businessfotos. Auch habe ich einen 70-200-mm-Zoom. Der ist schwer und sperrig, also überlege ich vorher, wann er passt. Aber gerade für die Porträtfotografie, Hochzeit oder Sport ist er cool.
200-1200 mm = Supertele
Hier wird es teuer und schwer. Daher sind diese Teleobjektive am ehesten in der Natur-/Tierfotografie oder auch Sportfotografie zu finden. In diesen Brennweiten ist eine gute Lichtstärke besonders wichtig, damit die Belichtungszeit auch mithalten kann.
Welchen Einfluss hat der Sensor auf das Objektiv?
Der Sensor und das Objektiv sind zwei grundlegende Komponenten einer Kamera, die eng miteinander verbunden sind. Das Objektiv fokussiert das Licht auf den Sensor, wo es in ein digitales Signal umgewandelt wird. Je nach Größe des Sensors und der Brennweite des Objektivs kann die Bildqualität stark variieren.
Ein großer Sensor mit einer kurzen Brennweite kann eine größere Menge an Licht aufnehmen, was zu einer höheren Bildqualität führt. Ein kleiner Sensor mit einer langen Brennweite hingegen kann weniger Licht aufnehmen und hat daher oft eine schlechtere Bildqualität.
Auch die Blende des Objektivs spielt eine wichtige Rolle für die Bildqualität. Eine größere Blendenöffnung (kleinere Blendenzahl) lässt mehr Licht in die Kamera und ermöglicht eine geringere Schärfentiefe, was zu einem schönen Bokeh-Effekt führen kann.
Insgesamt hängt die Qualität eines Fotos von vielen Faktoren ab, einschließlich der Qualität des Objektivs und des Sensors. Es ist wichtig, eine Kamera mit einem hochwertigen Objektiv und Sensor zu wählen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Wie funktioniert der Bokeh Effekt?
Bokeh-Effekt und Unschärfe sind Techniken der Fotografie, die oft verwendet werden, um bestimmte Elemente eines Bildes zu betonen oder einen ästhetischen Effekt zu erzielen. Der Bokeh-Effekt bezieht sich auf die Art und Weise, wie die Unschärfe im Hintergrund eines Bildes dargestellt wird, während die Unschärfe selbst die Schärfe und Klarheit des Motivs beeinflusst.
Um einen Bokeh-Effekt zu erzielen, solltest du eine Kamera mit einer großen Blendenöffnung verwenden, um eine geringe Schärfentiefe zu erreichen.
Hier sind fünf Tipps, um einen Bokeh-Effekt zu erzielen
- Wähle ein Motiv, das im Vordergrund scharf ist und im Hintergrund unscharf wird.
- Verwende eine Kamera mit einer großen Blendenöffnung oder einer Festbrennweite.
- Fokussiere auf das Motiv im Vordergrund, um den Hintergrund unscharf zu machen.
- Spiele mit der Distanz zwischen Kamera, Motiv und Hintergrund, um den Bokeh-Effekt zu verstärken.
- Verwende eine Lichtquelle im Hintergrund, um den Bokeh-Effekt zu betonen.
Welchen Einfluss hat der Crop-Faktor?
Der Crop-Faktor ist eine rechnerische Größe und ein weiterer Faktor, der die Beziehung zwischen Objektiv und Sensor beeinflusst. Der Crop-Faktor beschreibt das Verhältnis der Größe des Sensors zum Vollformat-Sensor. Ein Sensor mit einem Crop-Faktor von 1,5 beispielsweise hat eine Fläche, die um 1,5-mal kleiner ist als die eines Vollformat-Sensors.
Durch den Crop-Faktor verkleinert sich der Bildausschnitt, was zu einem veränderten Blickwinkel und einer veränderten Brennweite führt. Wenn man beispielsweise ein 50-mm-Objektiv auf eine Kamera mit einem Crop-Faktor von 1,5 montiert, entspricht die effektive Brennweite 75 mm (50 mm x 1,5). Das bedeutet, dass das Bild aufgrund des veränderten Blickwinkels anders aussieht, als wenn es mit einem Vollformatsensor aufgenommen worden wäre.
In der Praxis bedeutet das, dass man bei der Wahl der Brennweite berücksichtigen muss, welchen Crop-Faktor die Kamera hat, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Ein Weitwinkelobjektiv mit einer Brennweite von 28 mm an einer Kamera mit einem Crop-Faktor von 1,6 entspricht beispielsweise einem effektiven Blickwinkel von etwa 45 mm, was näher an einem Normalobjektiv liegt.
Es ist wichtig, den Crop-Faktor zu berücksichtigen, um die gewünschte Bildkomposition und Perspektive zu erreichen. Je nach Anwendung kann der Crop-Faktor ein Vorteil oder ein Nachteil sein.
Wie bekomme ich den Hintergrund unscharf?
Um die Unschärfe im Bild zu kontrollieren, solltest du dich auf den Fokus und die Blendenöffnung konzentrieren.
Hier sind fünf Tipps, um die Unschärfe in deinen Fotos zu verbessern
- Verwende eine größere Blendenöffnung, um eine geringere Schärfentiefe zu erreichen.
- Fokussiere auf das wichtigste Element des Bildes, um sicherzustellen, dass es scharf ist.
- Verwende eine schnellere Verschlusszeit, um Bewegungsunschärfe zu reduzieren.
- Verwende ein Stativ, um Verwacklungen zu vermeiden.
- Verwende einen Autofokus-Modus, um sicherzustellen, dass das Motiv scharf bleibt.
Fazit zu unserer kleinen Objektivkunde
Die Wahl des Objektivs und der Brennweite hängt von vielen Faktoren ab, wie dem gewünschten Bildausschnitt, der Perspektive und dem verfügbaren Licht. Ein gutes Objektiv kann den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem großartigen Foto ausmachen. Es ist wichtig, dass du dich mit deiner Ausrüstung auskennst und deinen eigenen Stil findest. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Brennweiten und Objektiven sind fließend und bieten viele Möglichkeiten, deine Kreativität auszudrücken.
1. Belichtungszeit einfach erklärt
Hier findest du alles zum Thema Belichtungszeit in meinem Ratgeber Belichtungszeit ganz einfach erklärt.
2. ISO & Rauschen einfach erklärt
Wofür steht der Begriff ISO und was macht er für deine Fotografie aus? Hier findest du alles in meinem Ratgeber ISO – ganz einfach erklärt.
3. Blende ganz einfach erklärt
Hier habe ich dir alles zur Funktion der Blende deiner Kamera aufgeschrieben in meinem Ratgeber Blende: ganz einfach erklärt.
Business-Fotograf | Autor | Fototrainer
Ich liebe die Fotografie und darüber zu schreiben – und das mache ich auf diesem Fotoblog seit 2015 und gelegentlich als Gastautor mit Beiträgen in c’t Fotografie, fotoforum, DigitalPHOTO. Zudem gebe ich Fotokurse, schreibe Fotografie-Ratgeber und arbeite als selbstständiger Business-Fotograf in Berlin und deutschlandweit.