Fragst du dich auch, weshalb gefühlt alle anderen ständig Bilder von völlig normalen Gerichten in den sozialen Medien veröffentlichen, während deine Kuchen und Muffins wirkliche Kunstwerke sind, sie aber niemand zu sehen bekommt? Es liegt nur an dir! Mit wenigen Tricks lassen sich deine Backkreationen so perfekt in Szene setzen, dass ihr Duft deinen Betrachtern förmlich in die Nase steigt. Natürlich kannst du auch einfach für dich deine Brote und Plätzchen bildlich verewigen oder Fotobücher erstellen. Was du am Ende daraus machst, liegt ganz bei dir. Versprechen aber kann ich dir bereits jetzt, dass dir – wenn du das Geheimnis der Foodfotografie für dich entdeckst – das Fotografieren bald so viel Spaß machen wird, wie das Backen selbst!
Mit wenigen Schritten zum köstlichen Bild
Zur Beruhigung gleich vorneweg: Du musst dich nicht in Unkosten stürzen für eine Spiegelreflexkamera, Stativ und Strahler. Findest du Gefallen am Fotografieren, kannst du dir im Laufe der Zeit immer noch ein professionelles Set zulegen. Zunächst ist es völlig ausreichend, dein Handy zu nutzen oder eine Kompaktkamera – wichtiger als die Ausstattung sind zunächst Technik und die Beachtung einiger generelle Hinweise. Schließlich kaufst du dir die besten Laufschuhe ja auch nicht vor deinem ersten Joggingversuch, sondern erst zum Marathon…
In der Regel fotografiere ich viele solcher Motive auch ohne Blitz sondern einfach bei Tageslicht, denn das erhält die natürlichen Farben.
Mehr als nur ein Footfotografie-Schnappschuss
Möchtest du wirklich außergewöhnliche Fotos und nicht nur schnell einen Schnappschuss von deinen Brownies schießen, überlege dir vorab, wie das Bild am Ende wirken soll.
- Ebenso, wie du bewusst Vollkorn- oder Weißbrot backst oder die Torte mit Erdbeer- und nicht mit Schokoladencreme füllst, solltest du mit Bedacht den Hintergrund und mögliche Accessoires wählen.
- Hat deine Tochter sämtliche Plätzchen mit bunter Lebensmittelfarbe bestrichen und mit glänzenden Perlen belegt, wäre ein ebenso farbenfroher Hintergrund zu irritierend für das Auge.
- Eine Hochzeitstorte hingegen betonst du durch ein schlichtes dunkles Umfeld, Schokoladen-Muffins heben sich vor einem dunklen Hintergrund perfekt ab.
Vielleicht möchtest du auch zeigen, was du alles zur Zubereitung benötigst? Rustikal wird es mit einem mehlbestäubten Nudelholz, eine silberne Spritzpistole gibt deinem Foto einen modernen Anstrich. Auch ein Automat für das selbstständige Kneten kann in Szene gesetzt werden. Steht auch deine Backkreation im Fokus, kannst du diese in jeder gewünschten Hinsicht durch Requisiten und ein ausgesuchtes Setting ins rechte Licht rücken und eine ganz spezielle Stimmung erzeugen.
Doch Achtung, eine Gefahr besteht: Begehe nicht den Fehler und überlade das Bild mit Dekorationen, lass die Tapete deinem Kuchen nie die Show stehlen. Nicht umsonst heißt es Hintergrund …
Im rechten Licht erstrahlen – geht auch bei Tageslicht
Ohne das richtige Licht nutzt auch der beste Hintergrund nichts.
- Ich versuche zudem immer, natürliche Motive wie eine Vase mit Schnittblumen oder eben eine Speise möglichst bei Tageslicht digital zu verewigen.
- Hast du das Glück und den Fotoort ist Sonnendurchflutet, kannst du Brot und Cupcake durch Sonnenstrahlen in besonders warmes Licht tauchen. Der Betrachter soll schließlich Lust auf dein Gebäck bekommen – schaffe eine weiche Atmosphäre.
- Vermeide harte Schatten. Auch der Einsatz von Blitzlicht lässt deine Torte schnell kühl erscheinen.
Alternativ zu hellen Zimmern eignen sich bei Food-Fotos Tischleuchten, deren Kopf du in jede Richtung drehen und dein Gebäck so ganz nach optischem Geschmack ausleuchten kannst. Schließe in diesem Fall jedoch die Vorhänge und schalte andere Lampen aus – eine Mischung aus natürlichem und künstlichem Licht aus unterschiedlichen Richtungen oder separaten Lichtquellen wie einer Decken- und einer Standleuchte mit unterschiedlicher Intensität wirft häufig ungewollte Schatten.
Rechter Winkel – auf die Kameraperspektive kommt es an
Es muss natürlich kein rechter Winkel sein – auf die richtige Perspektive solltest du jedoch unbedingt achten. Dabei kann ich dir leider nicht die eine allgemeingültige Betrachtungsweise für alle deine Kreationen mitteilen – was du backst und was du mit dem Foto zum Ausdruck bringen möchtest, bestimmen die Wahl der Kamerahaltung. Eine Schichttorte von oben zu fotografieren, wäre schade, Plätzchen und anderes Feingebäck kannst du auf einer Etagere anrichten und von der Seite ablichten. Bei jedem Bild kannst du dich erneut zwischen folgenden Kamerawinkeln entscheiden:
- Du hast dir mit der Glasur besonders viel Mühe gegeben, den Kuchen mit einem Herz aus Sahne oder Geburtsdatum verschönert? Aus der Vogelperspektive fotografiert, zeigst du diese Dekoration in voller Pracht. Bringe dich aber so in Position, dass du wirklich parallel zur Tischplatte von oben auf den Auslöser drückst. In den meisten Fotoapparaten und Smartphones zeigen dir helle Kreuze an, ob du die Kamera gerade hältst.
- Mit dem 45-Grad-Winkel betrachtest du dein frisch gebackenes Brot, als säßest du am Tisch. Unter Umständen kann diese Perspektive allerdings verzerrt wirken – versuche es in diesem Fall mit dem integrierten Porträtmodus.
- Entscheidest du dich für 90 Grad, fotografierst du deine Torte frontal von vorne – wie wäre es hier mit gestapelten Pancakes, von denen jeweils Honig und Sahne seitlich nach unten fließen?
- Schließlich kannst du auch ins Detail gehen und Texturen deines Muffins oder ein einzelnes Kuchenstück scharf stellen, während du den Rest des Bildes mit Absicht verschwimmen lässt. Das Auge des Betrachters folgt automatisch dem Schärfepunkt bei der Aufnahme, konzentriert sich auf das Wesentliche und erkennt Kleinigkeiten, die ihm andernfalls möglicherweise entgangen werden.
Auf geht’s – probiere dich aus!
Ich hoffe, die erste Fotosession deiner Backkreationen hat dir Spaß gemacht – und natürlich auch weitergeholfen! Würdest du gerne gleich wieder fotografieren, aber hast gerade weder Eier noch Mehl im Haus, greife dir einfach ein anderes Motiv – die Auswahl ist reichlich und direkt vor deiner Nase, denn alles ist möglich! Bis dahin poste deine Muffins, hänge dir das Bild deiner Sachertorte in die Küche oder gestalte ein eigenes Backbuch mit Rezepten zu deinen Kuchen-Brot-Fotos. Das ist auch ein tolles persönliches Geschenk: Weihnachten ist nicht mehr weit!
Hier nochmal zusammengefasst meine kompakten Foodfotografie-Tipps:
- Nutze das natürliche Licht, denn das erhält die Farben und lässt deine Backkreationen schön natürlich aussehen.
- Geh durch deinen Wohnung und suche nach dem besten (Tages)Licht. Beschränke dich nicht nur auf deine Küche! Und aufgepasst: Licht verändert sich im Tagesverlauf.
- Teste mehrere Blickwinkeln und Kameraperspektiven. Gerade in der Foodfotografie kommt es sehr auf das Motiv an. Die mehrstöckige Torte ist von oben nicht am besten ins Bild zu bekommen, der Muffin hingegen kann da super wirken. Das Brot aus der Frontalsicht auf Augenhöhe kann gigantisch lecker wirken. Probiere es aus.
- Ganz wichtig: Halte deinen Rahmen (und das Setting) sauber. Deko ist erlaubt, sollte aber zum Motiv passen. Wenn der Löffel oder die Serviette nicht zum Foto beitragen, lenken dies vom Foto ab. Konzentriere dich auf das Wesentliche!
- Geh näher ran! Robert Capa war zwar alles andere als Foodfotograf, doch auch hier passt sein Fotografie-Mantra “”Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran.“
Wenn du noch mehr zum Thema Foodfotografie lesen willst, hier habe ich noch ein paar schöne Tipps zum Thema “So baust du dir tolle Food Fotografie Hintergründe – DIY Food Fotografie Tipps“.
Business-Fotograf | Autor | Fototrainer
Ich liebe die Fotografie und darüber zu schreiben – und das mache ich auf diesem Fotoblog seit 2015 und gelegentlich als Gastautor mit Beiträgen in c’t Fotografie, fotoforum, DigitalPHOTO. Zudem gebe ich Fotokurse, schreibe Fotografie-Ratgeber und arbeite als selbstständiger Business-Fotograf in Berlin und deutschlandweit.