Die Fotografie hat mein Leben verändert. Und wie!
Viele Begeisterungsstürme für meine Fotografie sind so offensichtlich – und sind super einfach zu erklären und herzuleiten. So entführt mich meine Fotografie zu exotischen Orten – egal ob auf Reisen nach New York, Lappland oder Rom oder auf täglicher Entdeckungsreise durch mein Zuhause. Meine Fotografie kann eine Weg sein, um anderen zu helfen – ob ich nun einen Kalender für ein Waisenhaus in Kenia fotografiere oder einem Menschen auf Jobsuche zu einem tollen Businessporträt verhelfe. Meine Fotografie ist ein wundervolles Hobby und – juhu – ich kann sogar Geld mit meiner Fotografie verdienen. Aber das meine ich alles nicht.
Ich spreche von einer Idee in meiner Fotografie, die mein Leben seit einigen Jahren komplett verändert hat. Diese Herangehensweise nennt sich Achtsamkeit (oder aus dem Englischen Mindfulness). Darüber möchte ich dir heute einmal mehr erzählen – über den Beginn der Achtsamkeit durch Fotografie. Zudem habe ich dir auch einige meiner liebste Zitate zur Achtsamkeit aufgeschrieben, denn ich liebe Zitate.
Durch Fotografie zu mehr Achtsamkeit in meinem Leben
Es klingt sehr groß, dass diese Art der Fotografie mein Leben komplett verändert hat. Doch ist es nicht groß, es ist nicht laut, schrill oder auffällig. Sie bringt mir keinen Ruhm oder Ehre ein und macht mich auch nicht reich – jedenfalls nicht im finanziellen Sinne. Und doch hat diese Herangehensweise mein Leben komplett verändert – jede einzelne Minute.
So viel fotografische Momente warten
Zudem merke ich: Ich bin bisher nur an einem kleinen Gipfel (m)eines Eisberges angelangt. So viel mehr schlummert noch in diesem Prozess. So viel mehr fotografische Momente warten.
Worauf will ich hinaus?
Es geht mir um ein zutiefst einfaches Konzept mit unglaublich weitreichendem Potenzial. Doch eines vorab: Ich bin auf dem Gebiet bei weitem kein Experte. Aber ich habe erkannt, dass der wichtigste Teil dieser Idee – der Achtsamkeit durch Fotografie – einfach darin besteht, mir dessen bewusst zu sein. Daher möchte ich diese Gedanken mit dir teilen – mein Abenteuer durch meine Fotografie zu mehr Achtsamkeit in meinem Leben zu gelangen.
Den Moment vollständig erleben – voller Achtsamkeit
Die Art und Weise, wie Fotografie jeden Moment für mich vollständig verändern kann, besteht darin, dass sie mir hilft, mir dieser achtsamen Momente überhaupt erst bewusst(er) zu werden – in einer Art fotografischer Achtsamkeit.
Wenn du der Langeweile Aufmerksamkeit zuwendest, wird sie unglaublich interessant.
Jon Kabat-Zinn, Begründer der modernen Achtsamkeit
Was bedeutet Achtsamkeit?
- Achtsamkeit (“mindfulness”) ist die bewusste Wahrnehmung und das Erleben des aktuellen Momentes.
- In der Achtsamkeit befinden wir uns also vollständig im Hier und Jetzt.
- Im Hier und Jetzt nicht nur körperlich, sondern auch mental.
Glaub mir, das ist für die meisten Menschen kein Normalzustand. Sie sind mit ihren Gedanken überall, aber nicht hier! Kennst du das Gefühl?
Es geht in der Achtsamkeit um Präsenz
Es geht mir um eine Art der der Präsenz – Präsenz als volle Aufmerksamkeit auf deine gegenwärtige Erfahrung. Diese Erfahrungen machen sich keine Sorgen um morgen. Du bist nicht im gestern – du befindest dich 100% im hier. Vielleicht erkennst du dich da schon wieder und verstehst, was ich meine. Denn viele meine Online Fotokurs-Kursteilnehmer schreiben mir, dass die Fotografie sie genau dahin bringt.
Sie befinden sich genau im Moment. Und genau daher beschäftigt sich die erste Lektion in meinem Online Fotokurs auch um das bewusste Sehen – oder eher das Sehen lernen.
Versuch es doch mal – genau jetzt:
- Sehen lernen – es klingt unglaublich einfach. Genau wie im HIER zu sein. Aber es ist doch auch so schwierig. Unser Blick ist so schnell, unsere Gedanken kreisen um 1.000 andere Dinge.
- Stell dir doch als kleine Übung einen Timer und nimm dir einfach mal 5 Minuten Zeit – und versuche nur im hier und jetzt zu sein.
Und – wie lange hat es gedauert, bis du in deinen Gedanken wieder gewandert bist? Gewandert hin zum gestrigen Tag, zu deinen aktuellen Tagesaufgaben, zur Einkaufsliste, zu deinen Sorgen und Problemen?
Wenn du wie ich bist, dauert es oft nur 10 Sekunden und ich verliere mich wieder in Gedanken. Es ist wie bei einer Meditation – auch da habe ich mich anfangs immer in hunderten Gedanken verloren, bis ich wirklich mal ruhig in dem Moment verharrt habe.
Deine Kamera bringt dich ins Hier und Jetzt
- Doch wie schaut es denn aus mit deiner Konzentration und Achtsamkeit, wenn du deine Kamera zur Hand nimmst?
- Wenn du deine Kamera erhebst und eintauchst in die Umwelt – den Blick auf den Wald fokussierst, auf die Architektur vor dir, eintauchst in die Motivwelten?
In meinem Prozess der Fotografie vergesse ich alle Dinge, die nicht in mein Foto gehören – ich bin voll drin im Flow. Ich konzentriere mich, ich beobachte sehr genau, denke nicht an to-do’s, denke nicht an Sorgen und Nöte, kein Email-Programm, keine Einkaufsliste – ja ich vergesse sogar zu essen.
Meine Fotografie bringt mich ganz in die Gegenwart, ganz in den Moment. Ich möchte alles entdecken, ich studiere Wände, Texturen, Geräusche, Gerüche und das Licht. Dieses wundervolle Licht!
Und genau das meine ich mit der tiefen Achtsamkeit, die ich durch die Fotografie für mich entdeckt habe.
Übung: Wie machst du das? Probiere es aus:
- Kannst du die Sonne sehen von deinem jetzigen Ort aus, wo du das hier liest?
- Welche Farbe hat das Licht? Welche Schatten wirft es? Welche Reflexion kannst du beobachten?
- Regnet es? Hörst du die Tropfen? Siehst du, wie sie den Boden berühren? Wie riecht die Luft?
- Schließe einmal die Augen und horche nach den Geräuschen. Welche Bilder kommen in dir auf?
Lerne präsenter – also achtsam – zu sein
Wie verändert diese Präsenz für den Moment – für Geräusche, Gerüche, Formen, Motive und Gegenstände – dein und mein Leben? Hier meine Meinung dazu: Ich denke, dass eine der einfachsten (und schwierigsten) Möglichkeiten, unser Leben mehr zu genießen, darin besteht, einfach präsenter zu sein. Das Wörtchen “einfach” ist auch hier so leicht geschrieben, aber trotzdem ganz schön schwer.
Die Bedeutung von Achtsamkeit
Ich habe einmal nach der Bedeutung von Achtsamkeit auf Wikipedia recherchiert. Achtsam zu sein, meint den aktuellen Moment ganz wertungsfrei und somit bewusst wahrzunehmen. Wobei „bewusst“ in unserem Zusammenhang meint, dass wir uns entscheiden, unsere wirkliche Aufmerksamkeit ohne Umschweife auf den gegenwärtigen Moment zu lenken.
Wir wollen uns nicht ablenken lassen und nicht in Gedanken abschweifen.
Übung: Kleine Momente entdecken und übersetzen
- Vielleicht bist du bei der Arbeit oder auf dem Weg dorthin?
- Welche Linien kannst du entdecken? Es können echte Linien (Mauern, Straßenlaternen oder Bäume) sein oder auch imaginäre Linien (Schattenwurf, Fussspuren …)
- Welche Formen kannst du in der Architektur erkennen? Kreise? Rechtecke?
- Welche Kompositionen ergeben sich aus diesen Linien oder Formen?
- Welche Farben umgeben dich?
Schau genau hin – sehr genau. Und versuche alles wertfrei erst einmal nur wahrzunehmen. Also nicht: “Oh, der Baum ist aber schief gewachsen” oder “Die Mauer könnte aber auch mal neu gestrichen werden”. Alles ist gut und genügt, so wie es ist. In der Achtsamkeit wollen wir versuchen wertfrei zu sein (uhi, auch das ist sehr schwer finde ich!).
Übung: Nimm dir einmal einen Moment Zeit
Nimm dir ein weitere Mal – jetzt wo du weißt, du solltest wertfrei und offen heran gehen – einmal einen Moment Zeit:
- Welche Menschen umgeben dich. Beobachte sie.
- Läuft Musik? Kannst du innerhalten und ihr zuhören?
- Was hast du heute an? Wie schaut deine Kleidung aus? Betrachte die Farben!
- Wie sieht die Wand vor dir aus? Welche Textur lässt sich erkennen? Wie fühlt sich die Oberfläche an?
Wenn du dir ein paar Minuten Zeit genommen hast, wirst du voller neuer Eindrücke sein. So gehe ich übrigens immer wieder vor, wenn ich auf Motivsuche an neuen Orten oder auch an mir vertrauten Orten bin. Ich versuche aus der Gedankenwelt auszubrechen und wirklich anwesend und präsent zu sein. Klar, es ist gar nicht so einfach – aber Übung macht hierbei den Meister (wobei es nicht drum geht, der Meister zu werden 🙂
“Nur der Tag bricht an, für den wir wach sind.”
Henry Thoreau
Fotografie schenkt dir Präsenz für den Moment
Wenn du deine Kamera nun das nächste Mal zur Hand nimmst, sind das die perfekten Übungen, um präsent zu sein. Wenn du deine Augen zum Sucher oder auf das Display richtest, so denkst du nicht mehr an die Momente, die nicht dazu gehören – mir geht es jedenfalls so.
Ich beobachte das Licht, entdecke die Farben und suche nach Linien. Du betrachtest Gesichter, Gesichtsausdrücke und Stimmungen. Du hörst Geräusche, Interaktionen und so viel mehr. Du bist da – im Moment.
Eine kurze Übung: Durch Achtsamkeit zu mehr Perspektiven
- Diese Übung ist super einfach, doch ist sie zudem unglaublich wirksam, denn sie hilft dir sofort scheinbar simple und einfache Dinge in deiner Umgebung intensiver wahrzunehmen und schätzen zu lernen.
Achte einfach auf den jetzigen Moment, ohne zu versuchen, ihn auf irgendeine Weise zu verändern. Was passiert? Was fühlst du? Was siehst du? Was hörst du?
Jon Kabat-Zinn
- Suche dir ein natürliches Etwas in deiner unmittelbaren Umgebung. Konzentriere dich darauf, es eine oder zwei Minuten lang zu beobachten. Das kann eine Blume, ein Insekt, eine Wolke oder der Mond sein.
- Nun tue nichts, außer nur zu beobachte. Versuche dabei entspannt zu sein (leichte gesagt als getan – aber versuche es) und betrachte es wertfrei.
- Beobachte und betrachte dieses Etwas, als würdest du es zum ersten Mal sehen (das kann ich immer ganz wundervoll bei meiner Tochter lernen, die gerade mit ihren 14 Monaten die Welt entdeckt).
- Was macht das Etwas aus? Welche Form, welche Beschaffenheit, welche Energie, welcher Geruch? Erkunde alles ganz genau – du hast dabei bitte keine Eile.
- Nimm anschließend deine Kamera zur Hand und fotografiere, was du siehst. Fotografiere dabei nicht weniger als 10 Perspektiven.
Übung für mehr Achtsamkeit in meiner Fotografie: Thema Farben
Wenn du deinen Tag mit dem Ziel für genau eine fotografische Herausforderung startest, so richtest du deine Augen und deinen Verstand auch genau darauf hin aus. Das ist perfekt, um deine Sinne und deine Achtsamkeit zu schärfen Dies ist eine perfekte Möglichkeit, Ihre Beobachtungsfähigkeiten zu schärfen.
Nimm dir dafür beispielsweise eine Farbe als Thema – wie die Farbe Rot oder Gelb. Deine Augen werden plötzlich Farben um dich herum bemerken, die dir vorher nie aufgefallen sind. Zudem wirst du Farben nach ihren Intensität und Wirkung beobachten. Sind die Farben leuchtend, lebendig, matt oder ausgeblichen. Probiere es aus und lasse eine Farbe deinen Rahmen einnehmen.
Übersetze diese Achtsamkeit in dein Leben
Doch musst du nicht warten bis zum nächsten Fotowalk oder der nächsten Fototour. Denn es ist so faszinierend diese Präsenz auf jeden Moment anzuwenden. Es ist eine Herausforderung, doch genau dabei hilft dir die Fotografie. Deine Fotografie lässt dich immer wieder diese Situationen üben, um die Aufmerksamkeit ins hier und jetzt zu bringen.
Was siehst du, was hörst du, was riechst du – und das alles zu betrachten und es erst einmal wirklich wertfrei zu betrachten. Übertrage dir diese Herangehensweise in deinen Alltag. Wo du bist, was du tust und wer ist um dich herum.
Wenn es dir nicht gleich gelingt, so wird es zumindest deine Aufmerksamkeit im fotografischen Sinne nochmals schärfen. Deine Aufmerksamkeit für Licht, Linien, Farben, Formen, Szenen, Momente oder die Bewegung.
Aber nichts desto trotz – diese Herangehensweise ist für mich total spannend und besonders. Sie hat so viel gestartet, was ich für mein tägliches Erleben als unendlich wertvoll erachte. Es ist wundervoll, wenn du deinen Tag damit verbringst, diese Dinge zu bemerken, zu erleben und zu schätzen. Jeden Tag aufs Neue.
“Die wahre Lebensweisheit besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.”
Pearl S. Buck
Ich freu mich, wenn du dich auch auf den Weg machst – auf den Weg zu mehr Achtsamkeit für all die wundervollen Momente um dich herum.
Mit diesen 5 Tipps bekommen deine Fotos den echte Wow-Effekt!
Sichere dir meine 5 Tipps als Ebook zum direkt runterladen und bringe durch diese 5 einfachen und doch so wirkungsvollen Tricks deine Fotografie auf ein ganz neues Level!
✓ 5 Tipps als Ebook zum direkt runterladen
✓ Regelmäßig neue Fotoideen direkt in dein Postfach
✓ Viele tolle Beispielbilder zum direkt nachfotografieren
Nach der Anmeldung bekommst du dein gratis Download-Link für mein neues E-Book.
Business-Fotograf | Autor | Fototrainer
Ich liebe die Fotografie und darüber zu schreiben – und das mache ich auf diesem Fotoblog seit 2015 und gelegentlich als Gastautor mit Beiträgen in c’t Fotografie, fotoforum, DigitalPHOTO. Zudem gebe ich Fotokurse, schreibe Fotografie-Ratgeber und arbeite als selbstständiger Business-Fotograf in Berlin und deutschlandweit.
Klar, das passiert mir ständig. Anfangs hat mich das total genervt. Heute kann ich mich oft durch bewusstes Atmen (Bodyscan) und Meditieren wieder zurückholen. Das klappt noch nicht immer und überall. Der Weg ist das Ziel.
Ich schreibe schon seit einigen Jahren einen Blog “Fotografie und Achtsamkeit” mit inzwischen fast 200 Beiträgen: https://fotografie-und-achtsamkeit.jimdofree.com
In diesem Blog wird vieles, was du hier angekreuzt hast, aus meiner eigenen Praxis vertieft. Vielleicht schaust du ja mal rein!
Lieben Dank Wilfried, ja es ist in der Tat ein sehr faszinierendes Thema. Verstehe gut, dass es Dich auch so begeistert.
Liebe Grüße
Lars
Sehr guter Artikel! Obwohl ich schon Achtsam bin, schleichen sich immer mal Momente ein, wo ich vor Freude und Schönheit in einen Moment die Achtsamkeit verliere!
Gruß
Robert
Vielen Dank, lieber Robert.
Die Freude und Schönheit für einen einen Moment hat aber auch ganz schön viel von Achtsamkeit 🙂
Liebe Grüße
Lars
Nichts zu Danken, eher Danke ich dir!