Zu allererst wollen wir uns einmal bewusst machen: Was ist eigentlich genau Architekturfotografie?
Die Architekturfotografie bezeichnet ganz grob gesagt die Fotografie, die sich auf Gebäude konzentrieren. Puh, das kann also erst einmal sehr viel sein. Es kann sich um Außenaufnahmen oder auch Innenaufnahmen von Bauwerken, Gebäuden, Stadtbildern oder auch Brücken und so weiter handeln.
Ohne Frage bietet Berlin, ebenso wie Hamburg, New York oder auch jede andere Großstadt ein Sammelsurium an faszinierende Architekturmotiven. In diesem Beitrag findest du nun eine Fülle an Architekturmotiven aus Berlin – da Berlin nun mal mein Wohnort ist.
Nutze das richtige Equipment für deine Architektur-Fotografie
Eine Kamera mit manuellem Modus für eine moderate Blende
Wichtig ist für mich immer, dass ich die Grundlagen des manuellen Modus beherrsche. Denn in der Regel fotografiere ich meine Architekturfotos mit einer mittleren Blende (ab ƒ/5.6 oder ƒ/8.0) für eine ausgewogene Tiefenschärfe. Dazu solltest du die Blende regeln können und raus aus dem Automatik-Modus.
Im Gepäck sollte ein Weitwinkelobjektiv sein
Um manche Objekte in voller Breite abbilden zu können, ist auch ein Weitwinkelobjektiv zu empfehlen. Denn manche Gebäude können verdammt groß sein, wenn du direkt davor stehst. Aber es macht übrigens auch Spaß, mit dem Tele-/Zoomobjektiv Ausschnitte herauszugreifen und so einfach mit Formen und Linien zu spielen. Ich habe also bei einer Architektur-Fototour immer Wechselobjektive dabei – i.d.R. ein Weitwinkel und eines mit einer Telebrennweite.
„Fotografieren ist die Kunst, trotz aller Technik noch gute Bilder zu machen.“
(Verfasser unbekannt)
Das Stativ für die ruhige Hand
Ich bin oft zur frühen Stunde oder später Stunde draußen für tolle Architekturfotos. Da empfiehlt sich ein Stativ, denn zu der Zeit kann ich meine Fotos bei langer Belichtungszeit nur schlecht aus der Hand fotografieren.
Das gewisse etwas der kreativen Architekturfotografie
Wenn ich dir jetzt als ersten Tipp nach der Frage “Was ist wichtig bei Architekturfotografie” den Tipp “Vergesse die Wirklichkeit” mit auf den Weg gebe, so denkst du dir wahrscheinlich – ähm, genau das sollte ich doch eigentlich nicht machen. Aber bei mir geht es um einen Ansatz für die “Kreative Architekturfotografie”.
Was meine ich mit diesem kreativen Ansatz? Bei abstrakten Bauten finde ich es spannend, jegliche Bezugspunkte aus deinem Foto zu eliminieren. Was meine ich damit? Spiele mit den Achsen, drehe deine Kamera gegen jede Norm, konzentriere dich lediglich auf Formen. Zoome weit in dein Foto hinein und lasse Himmel oder Boden völlig raus. Du wirst erstaunt sein, wie sich dein Foto verändert.
Hier zwei Beispiele aus Berlin – einmal das Schell-Gebäude und dann noch ein Bauwerk auf dem Potsdamer Platz.
Ich spiele hier mit Perspektiven. Das kannst du toll ausprobieren bei Dächern, die sich vor dir erheben. Probiere verschiedenste Distanzen und Winkel aus.
Gerade um das Foto nicht zu überfrachten, ist es sogar besser, Details und Ausschnitte eines Gebäudes zu fotografieren, als das ganze Haus abbilden zu wollen. Das macht das Foto spannend für den Betrachter.
Oft ist es auch super spannend den Betrachter so richtig “hinters Licht” zu führen. In diesem Beispiel hier oben habe ich die Perspektive meines Architekturfotos so verdreht, dass es aussähe, als würde das Haus schief stehen.
Tipp für deine Bildgestaltung: Entdecke das natürlich Licht
In der Fotografie geht es immer um Licht: Wie verändert es sich? Bist du drinnen oder draußen? Welche Jahreszeit, Tageszeit oder welches Wetter ist gerade? Hast du künstliches Licht (Straßenlaternen oder Autoscheinwerfer) oder das natürliche Licht? Was passiert, wenn du gegen das Licht fotografierst?
Hier bin ich in den frühen Morgenstunden am Haus der Kulturen gewesen und habe die Spiegelung und die Lichter der Treppen mit dem fahlen Licht der frühen Morgenstunden kombiniert. Dafür hatte ich übrigens ein Stativ genutzt – bei vielen Architekturfotos übrigens durchaus zu empfehlen.
Achte auf die Linien in der Architektur
Einer meiner wichtigsten Punkte für spannende Architekturfotos ist es, die Linien und Linienführung zu beachten. Wenn es schnurgerade sein soll, dann sollten vertikale Linien auch wirklich vertikal verlaufen und horizontale Linien eben auch horizontal.
Das klingt banal, kann aber in der Welt da draußen sehr herausfordern sein. Stichwort: Stürzende Linien! Gerade, wenn du deine Kamera bei hohen Gebäuden kippst, so ist es eine Herausforderung in der Nachbearbeitung diese Linien im Nachgang wieder zu korrigieren. Parallele Linien beginnen übrigens – je weiter weg – wieder zusammenzulaufen. Das bedeutet, das ein Gebäude oder Bauwerk so ausschaut, als ob es nach hinten umkippen würde. Diese Verzerrung kannst du in der kreativen Bildgestaltung für dein Foto einsetzen, sind aber in der “korrekten” Abbildung unerwünscht. Die Korrektur lässt sich entweder durch einen höheren Blickwinkel zu optimieren oder durch ein Tilt-Shift-Objektiv beheben.
Indoor Fotos: Nutze das Licht aus
In Bezug auf die Beleuchtung sind Innenaufnahmen tendenziell komplizierter als Außenaufnahmen. Oft bist du nicht in der Lage eigenes Licht zu setzen oder mitzubringen – wie hier auf einer Tour durch das Stasi-Gefängnis der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. So heißt es dann mit dem Licht vor Ort zu arbeiten. Wenn Fenster da sind, so empfehle ich die richtige Tageszeit, um diese optimal auszunutzen. Aber auch das lässt sich kreativ nutzen. In meinen Fotos war es eher förderlich, dass es ein fahles Licht war und sich somit eine fast beklemmende Lichtstimmung ergab. Wichtig bei einer Mischung aus Kunst und natürlichem Licht ist ein guter Weißabgleich.
Denke auch an die Details deiner Architektur
Oft konzentrieren sich viele nur auf das große ganze des Gebäudes. Da kann ich dir nur raten: Entwickele auch einen Blick für die Details. Denn dann hast du völlige Motivvielfalt und so eine tolle Spielvariante, um eine tolle Serie zu gestalten. Was hast du für Texturen, wie fühlt sich die Wand an, sind die Scheiben kaputt – was auch immer, geh nah ran mit deiner Kamera.
Wage neue Perspektiven in deinem Architekturfoto
Ebenso wie der Blick für Details oft außer acht gelassen wir, fehlt auch die besondere Perspektive. Hier zu variieren kann wirklich Gold wert sein. Der Blick durch etwas hindurch (sei es ein Treppengeländer oder das Loch in der Wand) kann wahrlich magische Perspektiven hervorbringen. In meiner Reihe zu dem Lost Place BVB-Freibad Lichtenberg habe ich mich getraut ins Becken zu gehen – und auch an Details nah ran zu gehen. Hier kreativ um die Ecke zu denken erfordert etwas Übung, lohnt sich aber im Bildergebnis um so mehr. Also ruh dich nicht auf der klassischen Perspektive aus, sondern mache dich auf die Suche nach besonderen Perspektiven, um deinem Architekturfoto die besondere Note zu geben.
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Business-Fotograf | Autor | Fototrainer
Ich liebe die Fotografie und darüber zu schreiben – und das mache ich auf diesem Fotoblog seit 2015 und gelegentlich als Gastautor mit Beiträgen in c’t Fotografie, fotoforum, DigitalPHOTO. Zudem gebe ich Fotokurse, schreibe Fotografie-Ratgeber und arbeite als selbstständiger Business-Fotograf in Berlin und deutschlandweit.
Danke für diese tollen Tipps!