Oh man, alles wird immer schneller. Ein rasanter technologischer Fortschritt in der Fotografie, Kameras wie kleine Computer und Bildbearbeitung mit Künstlicher Intelligenz – das kann den einen oder anderen schon überfordern. Hast Du das Gefühl, ständig hinterher zu hinken, da alles so kompliziert scheint. Manueller Modus, hyperfokal Distanz oder die Geheimnisse der Bildgestaltung. In einer Welt, in der es scheint, als ob Perfektion und ständige Selbstoptimierung das höchste Ziel sind, will ich einmal ein kurzes Innehalten wagen. Denn mir ging es in meiner Fotografie nie um die absolut sauberen fotografischen Fähigkeiten – sondern viel mehr um das Herz in meiner Fotografie.
Die Suche nach dem perfekten Moment
Als Fotografen neigen wir dazu, uns ein wenig zu sehr auf die technischen Aspekte unserer Fotos zu konzentrieren – die Frage nach den optimalen Kamera-Einstellungen, nach der perfekten Kamera und der grandiosen Auflösung. Doch damit kommst Du dem Wunsch, das perfekte Bild zu schaffen, nicht unbedingt näher.
Aber was, wenn wir uns stattdessen darauf konzentrieren würden, den perfekten Moment einzufangen? Was wäre, wenn die wahre Kunst der Fotografie weniger darin besteht, die Technik zu beherrschen, sondern vielmehr darin, die Welt um uns herum zu erleben und zu bewahren? Die Motive mehr mit dem Herzen als mit dem Objektiv zu sehen. Frei von dem fortwährenden Selbstoptimierungswahn?
10 Wege zur inneren Zufriedenheit in der Fotografie
Ich habe Dir zehn Ideen aufgeschrieben, die Dich auf Deinem Weg zu einer vielleicht “etwas zufriedeneren Fotografie” unterstützen sollen. Statt das ständige Streben nach technischer Perfektion in den Vordergrund zu drängeln, sollen meine Ideen ein paar neue Ansätze geben, die auf die Schönheit des Moments, die kleinen Emotionen, (ganz wichtig) Selbstakzeptanz, die Stille der Natur (und in der Naturfotografie), neue Perspektiven sehen, kreative Schöpfung, die Akzeptanz des eigenen Stils und die Kraft der Einfachheit setzen. Dazu darf und soll natürlich auch die Freude am Lernprozess gehören – also das bewusst leichtere herangehen ans Fotografieren lernen.
Die Schönheit des Moments
Die Fotografie bietet uns immer wieder eine seltene Möglichkeit, die Welt um uns herum anzuhalten und den Augenblick (und eine Erinnerung) zu bewahren. Die Suche nach diesem “perfekten Moment” darf dann die Quelle der inneren Zufriedenheit sein, nicht der Druck, die technischen Aspekte unserer Fotografie ständig zu verbessern.
Emotion über Perfektion
Die wirkliche Magie der Fotografie liegt in ihrer Fähigkeit, Gefühle zu wecken (und jemanden mit dem Foto zu berühren). Nicht in der pixelgenauen Schärfe eines Bildes! Das Streben nach emotionaler Tiefe kann einen (viel) erfüllenderen Weg zur inneren Zufriedenheit bieten als der Wettlauf zur technischen Perfektion.
Selbstakzeptanz
Ewige Vergleiche mit anderen Fotografen (und all diese Social Media-Kanäle um uns herum) können uns dazu bringen, ständig nach Verbesserung zu streben. Aber wahre innere Zufriedenheit kommt aus der Akzeptanz unserer eigenen Fähigkeiten und der Erkenntnis, dass unsere Fotos ein Ausdruck unserer selbst sind, unabhängig davon, wie sie im Vergleich zu anderen abschneidet.
Die Stille der Natur
Oftmals finden wir Zufriedenheit, wenn wir uns Zeit nehmen, die Schönheit der Natur durch unsere Kamera zu erfassen (hatte ich erwähnt, wie sehr ich daher die Naturfotografie und Landschaftsfotografie liebe?). Dieser Prozess erfordert keine ständige Selbstoptimierung, sondern Geduld, Bewunderung und Liebe zum Detail.
Perspektive über Perfektion
Manchmal kann der Wechsel der Perspektive, der Blickwinkel oder die Einstellung den Unterschied ausmachen und zur Zufriedenheit führen und den Selbstoptimierungswahn brechen – nicht unbedingt eine technisch bessere Ausrüstung oder Fähigkeiten.
Erfüllung durch Schöpfung
Die Freude am Erschaffen und der wundervollen Kreativität, nicht an der Perfektion, sollte für uns im Vordergrund stehen. Die Fotografie ist ein so großartiger kreativer Prozess, der zur inneren Zufriedenheit führt, wenn wir uns auf das Erlebnis konzentrieren, anstatt uns ständig selbst zu verbessern.
Die Reise ist das Ziel
Die Fotografie ist ein stetiger Lernprozess. Egal, ob Du Dir Fotoratgeber durchliest, einen Fotokurs buchst oder einfach so auf kreative Fotoabenteuer gehst. Anstatt den Druck zu verspüren, sich ständig zu verbessern, sollte man den Prozess selbst genießen – das Streben, neue Techniken zu erlernen, neue Orte zu erforschen und neue Menschen kennenzulernen.
Erinnerungen bewahren
Fotografien sind mehr als nur Bilder – sie sind Kapseln der Zeit, die uns ermöglichen, unsere Erinnerungen zu bewahren und mit anderen zu teilen. Diese Fähigkeit zur Bewahrung von besonderen Momenten kann eine tiefere innere Zufriedenheit bieten, als der ständige Sprint nach technischer Perfektion.
Einklang mit sich selbst
Indem wir unseren eigenen Stil und unsere eigenen Vorlieben entwickeln und beibehalten, anstatt ständig die Trends zu verfolgen, finden wir eine größere innere Zufriedenheit. Unsere Fotografien sind Ausdrücke unseres inneren Selbst, und sie zu akzeptieren und zu schätzen, bedeutet, uns selbst zu akzeptieren und zu schätzen.
Die Kraft der Einfachheit
In einer Zeit, in der wir von komplexen (teils künstlich denkenden) Technologien und scheinbar endlosen Verbesserungen umgeben sind, kann die Rückkehr zur Einfachheit einen tiefen Frieden bringen. Warum nur meinst Du, streben so viele nach einfachen Point & Shoot Kameras oder einen ganz schlichten Leica? Manchmal ist es das einfachste Bild und ein ganz einfacher Prozess (nicht trivial!), das, was (uns) am meisten bewegt.
So ein minimalistischer Ansatz kann uns dabei helfen, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren und uns vom ständigen Streben nach Verbesserung zu befreien.
Eine Reise jenseits der Technik
Bitte bitte – das ist so wichtig: Letztendlich ist die Fotografie mehr als nur ein technisches Unterfangen. Sie ist eine kreative Reise. Mein Weg, Erinnerungen zu bewahren und die Welt um uns herum zu erleben. Indem wir uns auf diese Aspekte und die kreativen Fotoideen konzentrieren und das Streben nach technischer Perfektion loslassen, können wir eine tiefere Zufriedenheit in unserer Arbeit als Fotografen finden.
Die Kunst des Seins
Das Glück in der Fotografie kommt nicht davon, immer das perfekte Foto zu machen. Vielmehr geht es darum, im Hier und Jetzt zu sein. Es geht darum, die Welt um uns herum wahrzunehmen, besondere Momente festzuhalten und Kunst zu schaffen. Wenn wir diese Teile unserer Fotografie wirklich schätzen, können wir die Freude und Zufriedenheit in der Fotografie wieder entdecken, die der ein oder andere vielleicht verloren hat. Selbstoptimierungswahn und alles technisch perfekt zu machen lähmt diesen Prozess.
Es ist an der Zeit, die Zwänge der Perfektion zu durchbrechen und die wahre Schönheit der Fotografie zu entdecken – den Moment, die Emotion, die Geschichte und das Storytelling. Durch das Akzeptieren unseres eigenen kreativen Prozesses und den Wert, den wir durch unsere Fotografie schaffen, können wir eine innere Zufriedenheit erreichen, die weit über die technische Perfektion hinausgeht.
Business-Fotograf | Autor | Fototrainer
Ich liebe die Fotografie und darüber zu schreiben – und das mache ich auf diesem Fotoblog seit 2015 und gelegentlich als Gastautor mit Beiträgen in c’t Fotografie, fotoforum, DigitalPHOTO. Zudem gebe ich Fotokurse, schreibe Fotografie-Ratgeber und arbeite als selbstständiger Business-Fotograf in Berlin und deutschlandweit.
Zufall